Fiat Chrysler und Renault kommen gemeinsam auf einen Börsenwert von rund 33 Milliarden Euro

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Amsterdam/Yokohama – Renault lotet einen Schulterschluss mit Fiat Chrysler aus. Nach Auskunft von zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen führen beide Autobauer fortgeschrittene Gespräche über eine umfassende internationale Zusammenarbeit. "Es geht nicht nur um eine weitere Partnerschaft, es ist mehr als das", erläuterte ein Insider am Wochenende. So werde auch eine Anteilsübertragung erwogen.

Es sei aber offen, ob die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss führen. Medienberichten zufolge könnte sich Fiat-Chrysler der Herstellerallianz von Renault mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi anschließen. Würde Fiat-Chrysler der Herstellerallianz beitreten, wäre das Bündnis der weltweit mit Abstand größte Autobauer. Bisher ringt es mit dem deutschen Autobauer Volkswagen um diesen Titel.

Ein Insider sagte, der Renault-Verwaltungsrat werde am Montagvormittag (08.00 Uhr MESZ) zu einer Sitzung zusammenkommen, um über ein mögliches Bündnis mit dem italienisch-amerikanischen Konkurrenten zu beraten. Dies hatte zuerst die französische Zeitung "Le Figaro" berichtet. Zwei mit den Beratungen vertraute Personen sagten, von Fiat Chrysler sei für Montag eine Mitteilung zu erwarten, in der die Gespräche bestätigt und eventuell erste Details bekanntgemacht würden.

Zuerst hatte die "Financial Times" über die Diskussionen berichtet, mit denen die beiden Konzerne Antworten auf die strukturellen Herausforderungen der Autoindustrie finden wollten. Die Unternehmen lehnten Stellungnahmen dazu ab. In der Branche wächst der Druck zu Kooperationen und Zusammenschlüssen. Hintergrund sind vor allem der Trend zu umweltfreundlicheren Antrieben und der kostspielige Wettlauf um die Zukunftstechnologien für das autonome Fahren.

Märkte ergänzen sich

Fiat Chrysler und Renault kommen gemeinsam auf einen Börsenwert von rund 33 Milliarden Euro und einen Jahresabsatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen. Mit einem Schulterschluss könnten beide ihre jeweiligen Schwachstellen besser ausgleichen. Während Fiat Chrysler in Nordamerika mit Kleintransportern erfolgreich ist, steht das Geschäft in Europa unter Druck. Renault wiederum ist ein Pionier auf dem Gebiet der Elektroautos mit einer starken Präsenz in Schwellenmärkten, dafür aber ohne US-Geschäft.

Käme es tatsächlich zu einem größeren Bündnis der beiden Autokonzerne, wäre mit Widerstand in Politik und Gewerkschaften zu rechnen. Das gilt insbesondere für Italien. Die meisten europäischen Werke von Fiat Chrysler sind relativ schwach ausgelastet.

Die zwei Unternehmen haben bereits mit anderen Partnern über engere Verbindungen nachgedacht. So hatte zuletzt Fiat Chrysler Gespräche mit Renaults heimischem Rivalen PSA Group wiederbelebt, zu dem die Marken Peugeot und Opel gehören. Renault wiederum ist an einer Fusion mit dem japanischen Partner Nissan interessiert. Das Vorhaben liegt aber auf Eis nach dem Skandal um den früheren Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn, der inzwischen in Japan angeklagt ist, weil Nissan ihm finanzielle Verfehlungen vorwirft. (APA, 26.5.2019)