Wertinvest-Eigentümer Michael Tojner wurde vom Burgenland angezeigt. Es geht um Deals mit einst gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaften. Die Justiz prüft, für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

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Um den Wiener Unternehmer und Immobilienentwickler Michael Tojner ist es zuletzt etwas ruhiger geworden. Die Aufregung über seine Pläne auf dem Wiener Heumarkt hat sich etwas gelegt. Bei seinem Vorhaben, die Industriestiftung B&C samt Amag, Semperit und Lenzing zu knacken, ist er leiser geworden. Und das Interesse an den Ermittlungen der Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Tojner, dessen Wertinvest, zwei Anwälte und andere, in denen es nach zwei Anzeigen des Burgenlands um den Verdacht auf schweren Betrug und Untreue geht, ist abgeflaut.

Dabei gibt es interessante Entwicklungen – und zwar bei Gesellschaften, die in der Burgenland-Causa eine wichtige Rolle spielen. Kurz zur Erinnerung: Das Burgenland fühlt sich bei Vorgängen rund um die Wohnbaugesellschaften Gesfö/Riedenhof (Anzeige eins) und Pannonia (Anzeige zwei) betrogen. Das Land hat ja den Gesellschaften die Gemeinnützigkeit aberkannt, dafür stehen ihm Abschlagszahlungen zu.

Wo der Fehler liegt

Diese Zahlungen, die sich am Immobilienwert bemessen, seien zu niedrig gewesen, so der Vorwurf des Landes. Tojner und seine Experten bestreiten das anhand etlicher Gutachten. Das Land habe Fehler im Verwaltungsverfahren gemacht.

Gesfö und Riedenhof wurde 2011 bzw. 2014 von einem Anwalt Tojners und einer Privatstiftung gekauft. Danach wurden Immobilien verkauft, an Gesellschaften, die davon profitiert haben sollen. Hinter ihnen sehen die Anwälte des Burgenlands freilich Tojner stehen. Aber: Der bestreitet seit jeher Treuhandschaften, versicherte stets, er sei nicht Eigentümer der Gesellschaften, die in den Deal eingebunden waren.

Im Register der wirtschaftlichen Eigentümer ist nun aber anderes nachzulesen. Bei den in den ersten Deal* eingebundenen Firmen Saltus Immobilien GmbH, Saltus Beteiligunsverwaltungs GmbH, Corsus Immobilien GmbH und Corsus Beteiligungs GmbH wurden Anfang März Berichtigungen vorgenommen. Bis dahin war ein Anwalt als "direkter wirtschaftlicher Eigentümer" eingetragen. In der Rubrik "Treuhandschaft" des Eigentümerregisters stand bis dahin: "Nein". Anfang März hat der Anwalt dieser Eintrag in allen genannten Gesellschaften berichtigen lassen, demnach ist seine Rolle "Treuhänder".

"100 Prozent Tojner"

Als wirtschaftlicher Eigentümer wird nun "Michael Anton Tojner" geführt, er hält laut diesem Eintrag 100 Prozent der Gesellschaften.

Auch deren Geschäftsführung hat sich geändert. Nun führt ein Manager aus Tojners Umfeld die Gesellschaften, der Anwalt ist aus allen Funktionen ausgeschieden. Heißt all das, dass Tojner doch immer Eigentümer der Firmen war, die in den Immobiliendeal eingebunden waren? Mitnichten, antwortet der Unternehmer dem STANDARD. Man habe ja nie bestritten, mit dem Anwalt zusammengearbeitet zu haben, aber "er war nie unser Treuhänder". Der Mann sei durch die Anzeige des Burgenlands "leicht nervös" geworden und wolle seine Anteile nun eben verkaufen, sagt Tojner.

Daher habe die Wertinvest ihm Anfang März eine Putoption zum Verkauf an sie (oder einen von ihr genannten Erwerber) eingeräumt, die Frist dafür laufe demnächst ab. Ab dem Zeitpunkt dieser Optionseinräumung könnte man das wirtschaftliche Eigentum "uns zurechnen", so Tojners rechtliche Sicht der Dinge. Den neuen Geschäftsführer habe man "dem Wunsch des Anwalts nachkommend im Interesse des Erhalts des Gesellschaftervermögens bestellt", erklären Juristen Tojners zudem.

Das Vermögen, das gemeint ist, sind eben Häuser, die einst zur Wohnbaugenossenschaft mit Sitz im Burgenland gehörten. Die könnte man dem Land anbieten, deutet Tojner an. Es sei wahrscheinlich, dass man "die Gesellschaftsanteile bald einem Notar übergibt, und vielleicht werden die Häuser dann verkauft, und wir einigen uns gütlich mit dem Land".

Der Anwalt, der die Berichtigungen veranlasst hat, war nicht zu erreichen. (Renate Graber, 27.5.2019)