In der Finca auf Ibiza war im Juli 2017 das Video entstanden, das zum vorläufigen Ende der politischen Karrieren von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus führte.

Foto: imago images / Reichwein

Wien – Die Staatsanwaltschaft Wien hat am Montag mitgeteilt, "dass betreffend die Erstellung des Ibiza-Videos bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde und in mehrere Richtungen ermittelt wird". Es werde aber um Verständnis gebeten, "dass aus ermittlungstaktischen Gründen keine näheren inhaltlichen Auskünfte erteilt werden dürfen".

Zuletzt hatte der Wiener Anwalt M. zugegeben, in das Video involviert gewesen zu sein. Er ließ über seinen Anwalt Richard Soyer mitteilen, dass es sich "um ein zivilgesellschaftlich motiviertes Projekt" gehandelt habe, "bei dem investigativjournalistische Wege beschritten wurden". Nachfragen zu dieser Aussage wurden vorerst nicht beantwortet, auch über mögliche Drahtzieher und Finanziers gab es keine näheren Angaben. Laut Soyer hat sein Mandant "jedenfalls kein strafbares Verhalten gesetzt, noch hat er an einem solchen mitgewirkt". Diese Rechtsansicht wird jetzt von der Staatsanwaltschaft geprüft.

Auch Detektiv Julian H. mit Schlüsselrolle

Untergetaucht ist auch der Wiener Detektiv Julian H., der ebenfalls eine Schlüsselrolle in der Ibiza-Causa gespielt haben soll. H. war laut Angaben des Ex-FPÖ-Klubchefs Johann Gudenus auch beim verhängnisvollen Abend im Juli 2017 auf der Finca auf Ibiza dabei. Wie die "Kronen Zeitung" berichtet, waren zusätzlich noch zwei Sicherheitsexperten in die Produktion des Videos involviert.

Nach Veröffentlichung von Videopassagen vor mittlerweile zehn Tagen waren FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Gudenus von all ihren politischen Ämtern zurückgetreten.

Strache verteidigte sich damit, dass er zwar "Gedankenspiele artikuliert" habe, "die dumm waren". Aber: "Die Gedanken sind frei, und auch die Artikulation solcher Gedankenspiele ist frei und weder verwerflich noch illegal." Damit meint Strache unter anderem die Umgehungsmöglichkeiten für Parteispenden an die FPÖ über gemeinnützige Vereine, die direkte Einflussnahme auf die "Kronen Zeitung" ("zack, zack, zack"), Gegengeschäfte wie die Teilprivatisierung von Wasser oder das Zuschanzen öffentlicher Aufträge an eine russische Oligarchennichte.

Sonntagnacht sprach Strache via Facebook von einer "miesen kriminellen Intrige gegen mich und damit auch gegen die FPÖ".

Deutscher Verein soll 600.000 Euro bezahlt haben

Die "Krone" berichtet außerdem, dass ein deutscher Verein den Herstellern des Ibiza-Videos das Material um 600.000 Euro abgekauft hat. Demnach soll das Video, das in weiterer Folge vom "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) veröffentlicht wurde, in Krügerrand-Goldmünzen bezahlt worden sein. Das "Zentrum für politische Schönheit", ein deutscher Verein, der als möglicher Auftraggeber vermutet wurde, hat am Montag jedwede Beteiligung zurückgewiesen.

Bei der vorgeblichen Nichte eines russischen Oligarchen, mit der sich Strache und Gudenus im Sommer 2017 auf Ibiza getroffen haben, soll es sich um eine mehrsprachige bosnische Agrarwissenschaften-Studentin gehandelt haben. Laut "Krone" erhielt sie für ihre schauspielerischen Leistungen eine Tagesgage von 6.000 bis 7.000 Euro. Eine Bestätigung der "Krone"-Berichterstattung gab es nicht. (krud, APA, 27.5.2019)