Wutausbrüche, Fluchen, Zuschlagen, Stehlen: bei auffälligem Sozialverhalten funktioniert die Emotionskontrolle nicht so wie bei anderen.

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Verhaltensauffälligkeiten bei jungen Frauen spiegeln sich im Gehirn wider: Ein Schweizer Forschungsteam hat mittels Scans festgestellt, das Hirnareale für die Emotionskontrolle bei sozial auffälligen Teenagern weniger aktiv sind.

Fluchen, Zuschlagen, Stehlen oder Lügen: Hirnregionen und Vernetzungen zwischen Hirnarealen, die für die Gefühlskontrolle wichtig sind, sind bei verhaltensauffälligen Teenagern weniger aktiv, fanden die Forscher um Nora Raschle von der Universität Zürich und Christina Stadler von den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken in Basel in einer Studie mit jungen Frauen zwischen 15 und 18 Jahren heraus. Die Hälfte der knapp 60 Teilnehmerinnen wies eine diagnostizierte Störung des Sozialverhaltens auf, die andere Hälfte eine normale Sozialentwicklung, teilte die Uni Zürich mit.

Wo Kontrollprozesse gesteuert werden

Untersucht wurde die Hirnfunktion mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRI). Dabei stellte sich heraus, dass die präfrontalen und temporalen Hirnareale, die kognitive Kontrollprozesse steuern, bei den Teilnehmerinnen mit gestörtem Sozialverhalten weniger aktiv waren. Außerdem waren diese Bereiche weniger gut mit anderen Hirnarealen vernetzt, die für die Verarbeitung von Gefühlen und die kognitive Kontrolle wichtig sind, berichteten die Forscherinnen im Fachblatt "Cognitive Neuroscience and Neuroimaging".

Die Ergebnisse weisen laut Raschle erstmals auf eine neuronale Erklärung für Defizite in der Emotionsregulation junger Frauen hin. Die Unterschiede der Hirnaktivitätsmuster zwischen den verhaltensauffälligen Teenagern und der Kontrollgruppe könnten aber auch auf eine verzögerte Hirnentwicklung bei den Teilnehmerinnen mit gestörtem Sozialverhalten zurückzuführen sein.

Es gebe mehr und mehr Hinweise, dass die neuronale Ausprägung von auffälligem Sozialverhalten geschlechtsspezifisch sei, so Raschle. Bisher fokussierten jedoch die meisten Studien auf junge Männer. (APA, 27.5.2019)