Die Petroglyphen in der Region Hima im Südwesten Saudi-Arabiens treten vor dem dunklen "Wüstenlack" deutlich hervor.

Foto: M. Andreae

In Felsen verewigte Bildnisse zählen zu den ältesten künstlerischen Darstellungen der Menschheit. Derartige Petroglyphen mögen einiges über die Lebenswelt ihrer Erschaffer verraten, wann diese jedoch ins Gestein gekratzt worden sind, ist freilich schwer zu datieren. So beschäftigen sich seit Jahrzehnten Wissenschafter in der Region Hima im Südwesten Saudi-Arabiens mit entsprechenden Felsbildern. Über deren Entstehung ist allerdings wenig bekannt.

Bis heute sind sich die Archäologen nicht einig, wie alt diese Abbildungen sind. Nun jedoch hat ein internationales Team unter Leitung von Meinrat O. Andreae vom Max-Planck-Institut für Chemie eine Methode entwickelt und im Fachjournal "The Holocene" vorgestellt, mit der die Felsbilder genauer datiert werden können.

Wüstenlack als Datierungshilfe

Die Forscher untersuchten dabei den sogenannten "Wüstenlack" in und rund um die Abbildungen. Wüstenlack ist ein dunkler Überzug, der auf Steinen und Felswänden auftritt. Die hauchdünne, manganreiche Kruste kommt auf fast allen Gesteinsarten vor. Den Erschaffern der Petroglyphen bot diese dunkle Oberfläche einen idealen Hintergrund: Die frisch eingeschnittenen Bilder stachen vor der schwarzen Schicht deutlich hervor. Aus geochemischer Sicht sind Petroglyphen daher wichtig, weil man an ihnen die Entstehung des Wüstenlacks über einen Zeitraum von mehreren Tausend Jahren genauer untersuchen kann.

Mithilfe eines Handspektrometers auf Grundlage der Röntgenfluoreszenz-Analyse maßen die Wissenschafter nun direkt vor Ort die chemische Zusammensetzung der Bildoberfläche und des umgebenden Felses. Darüber hinaus wurden Proben im Labor mittels Femtosekunden-Laserablations-ICP-Massenspektrometrie untersucht. Die Daten wurden dann mit Messungen an Felsbildern verglichen, die aufgrund der verwendeten Schriftart oder eingravierter Jahreszahlen genauer datiert werden konnten.

Bis zu 7.000 Jahre alt

Mithilfe der gemessenen Mangan- und Eisenwerte konnten die MPIC-Forscher auf diese Weise die Petroglyphen bisher unbekannten Alters in der Hima Region genau datieren. "Wir haben festgestellt, dass die Bilder fast durch das ganze Holozän entstanden sind", sagt Andreae. Die ältesten unter ihnen sind etwa 7.000 Jahre alt, die jüngsten sind vor wenigen hundert Jahren entstanden.

"Unsere Datierungen stimmen mit dem kulturell oder ökologisch abgeleiteten Alter der in der Felsmalerei dargestellten Tier- und Menschenfiguren sowie mit den in verschiedenen Zeiträumen verwendeten Schriftstilen überein", erklärt Andreae weiter. In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschafter die neue Methode zur Auswertung bereits gesammelter Daten aus einer anderen Region Saudi-Arabiens verwenden. In der Folge sind Expeditionen in Nordamerika und China geplant. (red, 27.5.2019)