Die Suche nach Kumpanen des Eiweißstoffs "BRD4", der Zellwachstums-Gene aktiviert und damit das Fortschreiten von Krebs begünstigt, brachte überraschenderweise ein Enzym aus dem Stoffwechsel des Vitamins "Folsäure" zutage, berichten Wiener Forscher. Eine Kombinationstherapie gegen beide könnte demnach aggressiven Tumoren Einhalt gebieten. Die Studie erschien im Fachjournal "Nature Genetics".

Ein Team um Stefan Kubicek vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien untersuchte in menschlichen Zellen, bei denen jeweils die Herstellung von einem von 23.000 Eiweißstoffen blockiert war, welcher davon eine ähnliche Funktion wie BRD4 hat.

Suche nach Ursache

Ein Team um Johannes Zuber vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) wiederum suchte nach Bindungspartnern von BRD4. Beide Male wurde "MTHFD1" dingfest gemacht, ein Enzym aus dem Folsäure-Stoffwechsel. Die Forscher fanden heraus, dass BRD4 und MTHFD1 im Zellkern gemeinsame Sache machen und die Aktivität diverser Gene regulieren.

Diese Entdeckung ist für die Krebsmedizin interessant. Veränderungen im BRD4-Gen und die Aktivierung von Zellwachstums-Genen durch BRD4 steigern das Tumorwachstum. Derzeit werden BRD4-Hemmer (Inhibitoren) deswegen in klinischen Studien getestet. "Antifolate, also Stoffe, die den Folsäurezyklus hemmen, werden schon seit mehr als 70 Jahren in der Krebstherapie eingesetzt", berichten die Forscher in einer Aussendung des CeMM. Die neuen Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination von Antifolaten und BRD4-Hemmern besonders effizient gegen aggressive Tumore wirken könnte. Bei Versuchen in menschlichen Krebszellen und im Mausmodell funktionierte dies jedenfalls, berichten sie.

Außerdem könne man die Krebstherapie dadurch zielgerichteter gestalten. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Krebszellen mit niedrigen Folsäurelevels und geringerer MTHFD1-Proteinmenge im Zellkern bevorzugt auf BRD4-Inhibitoren ansprechen", erklärte Kubicek. (APA, 27.5.2019)