Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus (FPÖ) scharrte Vertraute rund um sein Vereinsnetzwerk.

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Es sind immer dieselben Namen, die einem bei einem Blick auf die FPÖ-nahen Vereinskonstruktionen ins Auge fallen: Markus Tschank, Alexander Landbauer, Markus Braun und Peter Skolek. Doch wer sind diese vier Personen, die in verschiedenen Kombinationen in den vergangenen vier Jahren mindestens sechs Vereine gegründet haben?

Eine erste Antwort liefert die Geschichte des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ). Dort wird Johann Gudenus 2003 zum Obmann gekürt. An seiner Seite als Stellvertreter: Markus Tschank und Alexander Landbauer. Eine zweite Antwort gibt die Burschenschaft Vandalia, wo der einstige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als "Leibvater" von Johann Gudenus aktiv war. Im Vorstand der Vandalia sitzt noch heute der Anwalt Peter Skolek, der sich auch ein Büro mit Tschank teilt.

Dazu kommen Bekanntschaften innerhalb der Wiener FPÖ, beispielsweise mit dem Finanzexperten Peter Sidlo, der Lokalpolitik im neunten Wiener Gemeindebezirk betreibt. Sein Schwager und einstiger Chef ist der Investmentbanker Markus Braun, der die Sigma Invest besitzt. Sidlo erstellte bei der Sigma etwa ein Gutachten für die FPÖ, das die Frankenkredite der Stadt Wien analysierte.

Vereinsnetzwerke

Das Netzwerk von Braun, Tschank, Skolek und Landbauer wurde nun ausgerechnet durch Gudenus und Strache publikgemacht – jedoch unabsichtlich. Denn die beiden Letztgenannten waren heimlich gefilmt worden, als sie im Sommer 2017 auf Ibiza über Konstruktionen prahlten, mit denen man Parteispenden am Rechnungshof vorbeischleusen könne. Schnell trudelten von verstimmten Insidern aus der FPÖ Hinweise auf einen Verein namens Austria in Motion ein, dann lüftete sich rasch der Schleier über das gesamte Vereinsnetzwerk.

Bei Austria in Motion waren alle Personen aus dem Netzwerk aktiv: Als dessen Kassier fungierte zuerst Tschank, dann Skolek, dann Landbauer. Obmann war Braun.

In den folgenden Tagen wurden dann, etwa vom "Profil", immer mehr Vereine entdeckt, die aus demselben Personenkreis beschickt wurden: "Patria Austria" mit Obmann Landbauer und Kassier Braun. "Wirtschaft für Österreich" mit Obmann Skolek und Kassier Landbauer. "Wir für HC" mit Obmann Tschank und Kassier Braun. "Reformen-Zukunft-Österreich" mit Obmann Tschank und Kassier Landbauer. Dazu kam die mittlerweile wieder aufgelöste "Braun Privatstiftung", die an derselben Adresse wie "Austria in Motion" residiert, und das "Institut für Sicherheitspolitik" mit Braun und Tschank.

Rechnungsprüfung

"Wir für HC" und der "Reformen"-Verein sollen nun laut FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker aufgelöst werden, bei "Patria Austria" soll es eine Rechnungsprüfung geben. Ob Geld an die FPÖ geflossen ist, wird nun von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) untersucht, es gilt die Unschuldsvermutung. Laut Wohlinformierten dürfte jedoch so gut wie alles Geld in den Vereinen "Austria in Motion" und "Wirtschaft für Österreich" liegen und nichts an die FPÖ gegangen sein. Das verwundert Leute, die sich mit Spenden auskennen. Bei der Telekom Austria, die über Aufträge und Scheinrechnungen Geld an Parteien weitergeleitet haben soll, sei das anders gewesen, "da waren alle gierig drauf, das Geld zu bekommen". Ein Strafprozess dazu ist in Wien ja gerade anhängig.

Für ihre Treue zur FPÖ wurden Teile des Netzwerks belohnt: Nach der FPÖ-Machtübernahme in der nun zerbrochenen türkis-blauen Koalition wurde Tschank zum Nationalratsabgeordneten, Braun in den ORF-Stiftungsrat entsandt. Sidlo landete in der Nationalbank und wurde per Mai auch zum Finanzvorstand der Casinos Austria ernannt – angeblich unter Mithilfe von Johann Gudenus, der interveniert haben soll. (fsc, gra, 27.5.2019)