Wien – Die Insolvenz der Immogesellschaft Wienwert zieht weitere Kreise. Nun sind auch die Wirtschaftsprüfer der WW Holding in der Ziehung. Masseverwalter Norbert Abel hat im April die Wirtschaftsprüfungskanzlei PwC auf 4,5 Millionen Euro geklagt und, in einer zweiten Klage, PwC und drei weitere Kanzleien auf zusammen rund 9,5 Millionen Euro.

Grund für die erstgenannte Klage gegen PwC sind unter anderem Gutachten, in denen die Bildmarke der Wienwert – eine grafische Darstellung des Stephansdoms in Rot – bewertet wurde. Wie berichtet spielte diese Marke eine wichtige Rolle: Die Firmengründer haben sie 2016 um 3,12 Millionen Euro an die WW Holding verkauft. Ende 2016 wurde sie gruppenintern um denselben Betrag an die Tochter Wienwert AG übertragen.

Diese Gesellschaft begab noch 2017 Anleihen, dabei war sie schon 2016 schief aufgestellt. Aus der damaligen Bilanz (eingeschränkter Bestätigungsvermerk) erschloss sich, dass ihr Eigenkapital fünf Millionen Euro betrug und davon 3,2 Millionen auf den Markenwert entfielen, 1,8 Millionen gab es in Cash. Anfang 2018 fiel die WW Holding um, danach die Wienwert.

Falsche Bewertungsmethode

Der Masseverwalter schreibt in seiner Klage nun sinngemäß, PwC hätte schon im Sommer 2016 empfehlen müssen, Insolvenz anzumelden – das ist dann aber erst im Februar geschehen. Zudem habe der Wirtschaftsprüfer bei der Marke 2016 eine falsche Bewertungsmethode angewendet. Aus der Klage: "Bei einer kritischen Würdigung der Umstände hätte die Beklagte sofort erkennen müssen, dass ein Markenwert aufgrund der desaströsen wirtschaftlichen Lage der Wienwert nicht mehr darstellbar ist." Mit anderen Worten: Der Wert der Marke wäre mit null anzusetzen gewesen. Der Schaden daraus: 3,12 Millionen Euro.

Der Wirtschaftsprüfer weist das zurück. In der Klagebeantwortung ist davon die Rede, dass PwC als Berater nur für Einzelaufträge tätig und zu "keinerlei Prüfungen" verpflichtet gewesen sei. Zudem sei es dem Vorstand der Wienwert bei der Bewertung nur um eine Art "Dokumentation" gegangen: Die Markenübertragung sei schon zwei Monate vor der Bewertung durch PwC erfolgt, heißt es.

Spende vor der Pleite

Gespendet hat die von Stefan Gruze geführte Wienwert noch kurz vor ihrer Pleite: 10.000 Euro an den FPÖ-nahen Verein "Wirtschaft für Österreich". Damit beschäftigt sich die Korruptionsstaatsanwaltschaft, wie jüngst bekannt wurde.

Gruze persönlich hat Schulden, Exekutionen laufen. Das hat laut ihm aber nichts mit Wienwert zu tun. Der Gesamtbetrag liege bei rund 68.000 Euro, für den Großteil dieser Schulden gebe es Zahlungsvereinbarungen. "Offen" seien nur 7000 Euro, und das alles werde kurzfristig erledigt sein. (Renate Graber, 28.5.2019)