Bild nicht mehr verfügbar.

Murray Gell-Mann, hier auf einem Archivfoto aus dem Jahr 2003, war ein fantasievoller und von der Literatur inspirierter Physiker.

Foto: AP/Jane Bernard

Murray Gell-Mann, jener Physik-Nobelpreisträger aus den USA, der dabei geholfen hat, Ordnung ins Universum zu bringen und in den 1960-er-Jahren maßgeblich an der Entwicklung des Quarkmodells beteiligt war, ist am vergangenen Freitag in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico, im Alter von 89 Jahren verstorben. Sein Tod ist nun vom Santa Fe Institute und dem California Institute of Technology (Caltech), wo er jahrzehntelang unterrichtet hat, bestätigt worden.

Klassifizierte Teilchen

Gell-Mann hinterließ einen nachhaltigen Eindruck in der modernen Physik, indem er eine Methode zur Klassifizierung des subatomaren Teilchen-Zoos entwarf. 1961 ersann er ein Modell, wonach sich diese Partikel basierend auf deren elektrischer Ladung, Spin und anderern Merkmalen, in Achtergruppen zusammenfassen lassen. Er selbst bezeichnete seine Idee als "achtfachen Pfad", in Anlehnung an den buddhistischen "Edlen Achtfachen Pfad zu Erleuchtung".

Daraus entwickelte Gell-Mann 1964 parallel zum US-Physiker George Zweig, jedoch unabhängig von diesem, das bis heute gültige Quark-Modell – für das er auch den berühmten Namen beisteuerte. Spätere Experimente sollten seine Thesen bestätigen, was letztlich eine der Grundlagen für das moderne Verständnis des Universums legte.

James Joyce steuerte das "Quark" bei

Typisch für seinen speziellen Zugang zur Wissenschaft ließ sich Gell-Mann für die Bezeichnung "Quark" von dem Iren James Joyce inspirieren, in dessen letztem Werk "Finnegans Wake" ein reichlich skurriles Gedicht vorkommt. Die entsprechende Textzeile "Three quarks for Muster Mark" wurde schließlich zum Namenspatron für die Bausteine von Neutronen, Protonen und anderen Teilchen.

"Man kann das Ausmaß, mit dem Gell-Mann die theoretische Teilchenphysik während der Hochzeit seiner Forschungstätigkeit in den 1950-er- und 1960-er-Jahre dominierte, gar nicht hoch genug bewerten", erklärte John Preskill, Theoretischer Physiker am Caltech. "Er steuerte so viele weitreichende Idee bei, die dieses Forschungsfeld vorantrieben, viele davon sind bis heute relevant."

1969 wurde Murray Gell-Mann mit dem Physik-Nobelpreis für seine "Beiträge und Entdeckungen im Bereich der Klassifizierung von Elementarteilchen und deren Interaktionen" ausgezeichnet. Geboren und aufgewachsen in New York City machte Gell-Mann 1948 an der Yale University seinen Abschluss in Physik. 1951 promovierte er am Massachusetts Institute of Technology.

Komplexe Systeme

In seinen späteren Jahren wandte sich Gell-Mann anderen wissenschaftlichen Bereichen zu. Sein Interesse galt dann der Komplexität biologischer, ökologischer und soziologischer Systeme. Außerdem beschäftigte er sich mit Computerwissenschaften. Er gilt als Mitbegründer des Santa Fe Institute zu Erforschung komplexer Systeme und schrieb das 1994 veröffentlichte Buch "The Quark and the Jaguar", in dem er seine Ideenwelt der breiten Öffentlichkeit vorgestellt hat. (tberg, 27.5.2019)