Westliche Grünmeerkatzen im Senegal warnen mit einem Ruf vor Gefahr aus der Luft, den eigentlich nur die verwandten Südlichen Grünmeerkatzen als Adleralarm verwenden.

Foto: Julia Fischer

Göttingen – Grüne Meerkatzen sind eine Primatengattung, die in weiten Teilen Afrikas südlich der Sahara vorkommt. Die bis zu sieben Kilogramm schweren Affen wurden früher als eine einzige Art, Chlorocebus aethiops, geführt. Mittlerweile unterscheiden Zoologen sechs verschiedene Spezies. Obwohl die Tiere gute Kletterer sind, gelten sie als Bodenbewohner.

Droht ihnen Gefahr, stoßen sie charakteristische Laute aus, auf die die Artgenossen mit unterschiedlichen Strategien reagieren. So flüchten sich etwa Südliche Grünmeerkatzen (Chlorocebus pygerythrus) bei Leoparden-Alarm auf einen Baum, beim Warnruf für Adler verstecken sie sich und bei Schlangen-Alarm verharren sie bewegungslos. Die Westlichen Grünmeerkatzen (Chlorocebus sabaeus) warnen sich mit ähnlichen Lauten ebenfalls vor Leoparden und Schlangen. Adler dagegen lösen keine Warnrufe bei ihnen aus, vermutlich weil sie für die Tiere keine Gefahr darstellen.

Drohnen-Alarm

Wie Biologen nun aber festgestellt haben, stufen die Westlichen Grünmeerkatzen Drohnen in der Luft dagegen sehr wohl als potenzielle Gefahr ein – und sie verwenden dafür sogar jenen Alarmruf, den Südliche Grünmeerkatzen bei Adler ausstoßen. Obwohl sich beide Arten seit gut drei Millionen Jahren getrennt entwickelt haben, gibt offensichtlich immer noch Gemeinsamkeiten bei den Lautäußerungen, schreiben die Wissenschafter vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) im Fachjournal "Nature Ecology & Evolution".

Die Drohnenexperimente führten die Forscher um Julia Fischer durch, um mehr über Kommunikation und ihre Evolution herauszufinden: Dafür ließen sie zunächst eine Drohne in 60 Metern Höhe über Westlichen Grünmeerkatzen schweben, die in der Nähe der DPZ-Forschungsstation im Senegal leben. Die Drohne sollte eine neue potenzielle Gefahr am Himmel darstellen. Die Forscher nahmen dabei auch die Geräusche des Flugobjektes auf.

Fischer zufolge stuften die Primaten die Drohne schnell als Gefahr ein: Sie stießen bis dahin für sie untypische Warnrufe aus und versteckten sich. Die neuen Laute unterschieden sich dabei stark von denen für Schlange und Leopard, glichen zugleich aber denen der Südlichen Grünmeerkatzen bei Gefahr durch Adler.

Fähigkeit zu auditivem Lernen

Auch bei einer anschließenden Wiedergabe der Drohnengeräusche suchten die Primaten den Himmel nach vermeintlichen Gefahren ab, machten die gleichen Warnlaute und suchten Unterschlupf. Die Tiere hätten die Drohne also sofort mit Gefahr aus der Luft assoziiert, erläuterte Fischer.

"Die Tiere haben schnell gelernt, was die zuvor unbekannten Geräusche bedeuten und sich diese Information gemerkt", sagte Fischer. Dies zeige die Fähigkeit der Primaten zu auditivem Lernen. Wegen der Ähnlichkeit der Rufe von Südlichen und Westlichen Grünmeerkatzen bei Gefahr aus der Luft schlussfolgerte das Team um Fischer, dass die Struktur von Lauten früh in der Evolutionsgeschichte der Tiere festgelegt worden sein muss. (red, APA, 1.6.2019)