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Europa-League-Sieger Chelsea hatte heuer Erfolg in der Europa League – ließ sich den mit einem großen negativen Transfersaldo aber auch viel kosten.

Foto: REUTERS/Phil Noble

Wenn am Samstag in Madrid das Finale der Uefa Champions League (CL) zu Ende geht, wird es nicht nur einen englischen Sieger geben, sondern es endet auch eine vom englischen Vereinsfußball dominierte Europacupsaison. In den beiden Finalpaarungen der europäischen Klubwettbewerbe (CL und Europa League) waren mit Tottenham Hotspur, FC Liverpool, Chelsea London und Arsenal London ausschließlich englische Vereine vertreten. Das letzte Mal standen 2008 in Moskau ausschließlich englische Vereine im Champions-League-Finale, als Manchester United und Chelsea London aufeinandertrafen.

Doch wie sieht der Finalvergleich mit anderen Ländern aus? Die häufigsten Finalteilnehmer in der CL und der Europa League (EL) in den vergangenen zehn Jahren stellte Spanien mit insgesamt 15 Vereinen, gefolgt von England mit elf Vereinen.

Die Fünfjahreswertung

Der Erfolg für den englischen Vereinsfußball in dieser Saison spiegelt sich auch in der sogenannten Fünfjahreswertung wider. Diese Rangliste dient als Maßstab für die Stärke der Ligen in den Uefa-Mitgliedsländern. Sie wird in erster Linie für die Ermittlung der Anzahl von Europapokal-Startplätzen herangezogen: Jeder Verein, der sich über die nationale Liga für den Europapokal qualifiziert, sammelt auf diese Weise Punkte für sein Land.

Dabei gibt es Punkte für Siege und Unentschieden, aber auch Bonuspunkte für das Erreichen der CL sowie der K.-o.-Phasen. Für die Ermittlung der Startplätze werden die Punkte aus den letzten fünf Saisonen herangezogen.

England erreichte heuer schon die zweite Saison hintereinander die meisten Punkte in der Fünfjahreswertung, doch in den drei Jahren davor hatte Spanien die Wertung angeführt und liegt deshalb mit knapp 104 Punkten noch immer vor England mit circa 85 Punkten an der Spitze (Stand 10. Mai 2019, ohne Berücksichtigung der Finalpartien der CL und EL).

Ganz oben in der Rangliste stehen die sogenannten Big Five: Neben Spanien und England sind das Italien, Deutschland und Frankreich. Diese Länder werden so bezeichnet, weil sie den Spielertransfermarkt dominieren. Wie der Uefa-Benchmarking-Bericht zur Klubfinanzierung für das Finanzjahr 2017 zeigt, sind rund 70 Prozent der weltweiten Transferaufwendungen allein auf diese fünf Länder zurückzuführen.

England leistet sich seinen Erfolg teuer

Die englische Premiere League ist die finanzstärkste Fußballliga der Welt. Laut Uefa-Benchmarking-Bericht liegt der Anteil der Premiere League an den Einnahmen aller Top-Ligen im Jahr 2017 bei 27 Prozent oder 5,43 Milliarden Euro. Dahinter folgen Spanien und Italien mit jeweils 2,82 Milliarden Euro.

Die Vereine der englischen Premiere League sind es auch, die mit Abstand das meiste Geld für Spielertransfers ausgeben. In der Saison 2017/18 erreichten die Ausgaben für Spielertransfers ihren Spitzenwert mit 2,17 Milliarden Euro, in dieser Saison betrugen die Ausgaben 1,65 Milliarden Euro.

In Summe gaben die englischen Vereine in den letzten fünf Saisonen 8,17 Milliarden Euro für Spielertransfers aus dem In- und Ausland aus. Dem gegenüber stehen Einnahmen von 4,13 Milliarden Euro, was einen negativen Saldo von 4,04 Milliarden Euro ergibt. In Italien (536 Millionen Euro), Spanien (317 Millionen Euro) und Deutschland (292 Millionen Euro) fällt der negative Transfersaldo deutlich geringer aus. Einzig Frankreich weist von den Big Five in diesem Zeitraum einen mit 360 Millionen Euro positiven Saldo auf. Doch in welchem Verhältnis stehen die Transferausgaben der jeweiligen Ligen zum Erfolg ihrer im Europacup vertretenen Vereine?

In der Europapokalsaison 2018/19 investierten die Vereine der englischen Premiere League verhältnismäßig am meisten für ihren Erfolg auf europäischer Ebene. Zusammen erreichten die sieben Vertreter bisher 22,6 Punkte (die beiden Finalspiele noch nicht berücksichtigt) für den Länderkoeffizienten. Dem gegenüber steht ein negativer Transfersaldo der Premiere League von rund 1,1 Milliarden Euro.

Heruntergebrochen ergibt das Transferinvestitionen von rund 49 Millionen Euro pro erreichten Punkt in der Fünfjahreswertung. Die Vereine der italienischen Serie A gaben nur die Hälfte dessen aus, die der spanischen Primera División gar nur ein Achtel davon. Doch wo Erfolg ist, gibt es auch Anerkennung. So muss diese Zahl relativiert werden, weil den Vereinen durch ein Weiterkommen im Europapokal auch Einnahmen, zum Beispiel durch Fernsehgelder oder Prämien der Uefa, winken.

Und wie erfolgreich waren die Investitionen einzelner Vereine in dieser Europapokalsaison? Für diese Berechnung wird der Uefa-Klubkoeffizient herangezogen, welcher in erster Linie für die Auslosung der Qualifikation und der Gruppenphase dient. Die Punktezahl des Klubkoeffizienten wird mit dem Transfersaldo des jeweiligen Vereines aus der Saison 2018/19 verglichen.

Die beiden Finalteilnehmer FC Liverpool und Chelsea London waren dabei mitunter die Vereine mit den größten Investitionen in dieser Saison. Nur Juventus Turin hatte mit circa 153 Millionen Euro einen größeren negativen Saldo, schied aber schon im Viertelfinale aus. Am wenigsten lukrativ waren die Investitionen des AC Mailand, der einen negativen Saldo von circa 100 Millionen Euro vorweist und schon in der Gruppenphase der Europa League ausgeschieden ist.

Der zweite CL-Finalist, Tottenham Hotspur, weist übrigens für diese Saison nicht nur ein geringfügig positives Transfersaldo auf, sondern sorgte in diesem Zusammenhang auch für ein kurioses Novum in der Premiere League: Der Verein hatte in der Spielzeit 2018/19 keine einzige Neuverpflichtung getätigt. (Valentino Filipovic, 1.6.2019)