Manets flotter Vierer als Vorbild: Ferdinand Michls "Picknick im Grünen" von 1909 (Rufpreis 10.000 Euro).

Foto: im Kinsky

Eine der historischen Schützenscheiben: Berthold Löfflers Satire auf einen Kunstkritiker – "Aktäon, der verzauberte Kritikus" (Rufpreis 1000 Euro).

Foto: im Kinsky

Zwei nackte Frauen beim Picknick mit ihren bekleideten Liebhabern: Gegenwärtig ein harmloses Motiv, nicht so 1863, da galt Edouard Manets Frühstück im Grünen als skandalös unanständig. Die Geschmackspolizisten des Salon de Paris verweigerten die öffentliche Präsentation. Einerlei, das Gemälde avancierte zu einer Ikone der Kunstgeschichte und inspirierte Zeitgenossen und spätere Künstlergenerationen.

Wie einen gewissen Ferdinand Michl, der einige Jahre in Paris lebte und wirkte. 1909 hatte er seinen Wohnsitz nach Wien verlegt, war zunächst Mitglied im Wiener Hagenbund und ab 1924 des Wiener Künstlerhauses. Für sein Picknick im Freien (1909), das 1959 aus dem Nachlass in den Bestand des Künstlerhauses kam, stand ebenfalls Manets flotter Vierer Pate. Ein motivischer Bonus, der Käuferinteresse bei der bevorstehenden Auktion schüren könnte.

Fortsetzung des Kehraus'

Knapp 50 Werke lässt das Künstlerhaus am 17. Juni bei "im Kinsky" versteigern, womit sich der Abverkauf des Bestandes im Eigentum der Gesellschaft fortsetzt. Über Schenkungen, Legate oder Ankäufe von bedürftigen Mitgliedern hatte sich seit der Gründung einiges angesammelt. Da man sich nie als Museum verstand, wurden im Lauf der Jahre wiederholt Werke verkauft, meist um Budgetlöcher zu stopfen.

Nach Hans-Peter Haselsteiners Übernahme des Künstlerhauses 2015 und anlässlich der Generalsanierung, entschied man sich für den endgültigen Kehraus. 2017 brachten rund 70 Rembrandt-Grafiken bei Christie’s in London etwas über 110.000 Euro. Nun wird der Rest vom Fest versteigert.

Gesellig mit Schuss

Denn sieht man von Bildern Victor Pipals, Franz Lex’ oder Erich Miller-Hauenfels ab, stehen Schützenscheiben im Angebot, die vom Hang der Künstler zur Geselligkeit zeugen. Ab 1874 veranstaltete die damals gegründete Schützengilde im Winter wöchentlich ein Scheibenschießen. Beim jährlichen "Schützenkränzchen" wurde über den Verkauf eigens kreierter Schützenscheiben Geld für die Gilde gesammelt. 1924 blieben elf unverkauft und fristeten zuletzt als Leihgabe im Depot des Volkskundemuseums ein unbeachtetes Dasein.

Mit Rufpreisen ab 200 Euro locken sie nun als Schnäppchen. Insgesamt soll die Versteigerung wenigstens 30.000 Euro einspielen. Im Herbst kommen Werke des 19. Jahrhunderts unter den Hammer, nächstes Jahr zeitgenössische Kunst. Im Shop des Ausweichquartiers läuft derweil der Abverkauf von Druckgrafiken. (Olga Kronsteiner, 31.5.2019)