Österreichs Betriebe suchen qualifizierte Fachkräfte im Ausland. Umgekehrt ist der Standort für Hochqualifizierte nicht besonders attraktiv.

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Wien – Hoteliers finden keine Angestellten, Hütten bleiben aufgrund mangelnder Bewerbungen geschlossen, und auch die IT-Branche findet nicht ausreichend qualifiziertes Personal. Der Fachkräftemangel ist eines jener Themen, die seit Jahren durch heimische Betriebe raunen. Einer Erhebung der Wirtschaftskammer zufolge fehlen in Österreich insgesamt 162.000 Fachkräfte.

Um mehr qualifiziertes Personal nach Österreich zu locken, wollte Türkis-Blau unter anderem die Rot-Weiß-Rot-Karte reformieren und die Mangelberufsliste ausbauen. Dass ein Bürokratieabbau allein nicht helfen wird, zeigt nun eine aktuelle Studie der Industriestaatenorganisation OECD. Demnach ist Österreich für ausländische Hochqualifizierte nur mäßig attraktiv.

Zukunftsaussichten vergleichen

Bewertungskriterien bei der Studie, die gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung erstellt wurde, waren berufliche Chancen, Einkommen, Steuern und Zukunftsaussichten – etwa der Erhalt der permanenten Aufenthaltserlaubnis oder der Staatsbürgerschaft. Weitere Faktoren waren Möglichkeiten für Familienmitglieder und das "Kompetenzumfeld", zu dem etwa die Verbreitung von Englischkenntnissen zählt. Ebenso wurden die Teilnehmer zu den Punkten Lebensqualität und Diversität befragt.

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Berücksichtigt man die Einwanderungsgesetze und -praktiken, sind laut der Untersuchung die klassischen Einwanderungsländer Kanada und Neuseeland sowie die Schweiz für Unternehmer besonders attraktiv. Grund dafür sind laut OECD die geringen Hürden, um Unternehmen zu gründen und Jobs zu schaffen.

Zu geringe Zukunftschancen

Österreich landete auf Rang elf. Die Detailauswertung zeigt dabei: Bei den Möglichkeiten für Familienmitglieder kann sich Österreich zwar mit den attraktivsten Ländern messen. Schwächen gibt es allerdings bei Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten oder der Chance auf eine der Qualifikation entsprechende Arbeit.

Die größte Anziehungskraft auf Arbeitnehmer mit Master- oder PhD-Abschluss haben dank der guten Berufschancen für Hochqualifizierte Australien, Schweden und die Schweiz. Deutschland belegte in dem Ranking Rang zwölf. Österreich findet sich mit Rang 17 im Mittelfeld – mit denselben Stärken und Schwächen, wie sie auch für Unternehmer gelten.

Kein Paradies für Studierende

Auch für Studierende ist Österreich nur mäßig attraktiv. Die Republik schaffte es gerade einmal auf Rang 18 von 35. Im Gegensatz zu Unternehmern und Absolventen schätzten Studenten Möglichkeiten für Familienmitglieder in Österreich eher schlecht ein. Pluspunkte gab es hingegen für die Lebensqualität und für Inklusivität. Am attraktivsten für Studenten sind die Schweiz, Norwegen und Deutschland, gefolgt von Finnland, den USA, Australien, Frankreich, Kanada und Neuseeland.

Besonders unattraktiv dürften der Studie zufolge Griechenland, Mexiko und die Türkei für hochqualifizierte Arbeitskräfte, Absolventen und Studenten sein. Sie landen bei allen Gruppen auf den letzten Plätzen. (APA, red, 30.5.2019)