Arnold Schwarzenegger, Winfried Kretschmann (Ministerpräsident Baden-Württemberg) und Varta-Chef Herbert Schein (von links) trafen sich diese Woche in Wien und sprachen über Technologien zur Bekämpfung der Erderwärmung.

Foto: HO

Michael Tojner hat den nächsten Coup gelandet. Der Immobilientycoon und Industrielle führt zusammen, was einst zusammengehört hat. Die von ihm kontrollierte Varta AG kauft 17 Jahre nach der Zerschlagung den auf Batterien für Haushaltsgeräte, Ladegeräten und Taschenlampen spezialisierten Bereich zurück. Die Sparte Consumer wird von Energizer auf Geheiß der EU-Kommission abgestoßen, Varta macht dafür 100 Millionen Euro locker.

Tojner hatte 2002 die kleinste Sparte, die Mikrobatterien, erstanden. 2017 ging das Unternehmen mit Sitz im schwäbischen Ellwangen, das Marktführer bei Knopfzellen für Hörgeräte und Kopfhörer ist und zudem Batterien zur Speicherung von Energie aus Photovoltaik-Anlagen baut, an die Börse. Mit der Zusammenführung der Hausgeräte-Sparte verdoppelt sich der Umsatz auf 600 Millionen Euro. Vom ursprünglichen Geschäft gehen lediglich die Autobatterien der Marke Varta fremd – sie zählen zum US-Kfz-Zulieferer Johnson Control.

Cashflow für Investitionen

Varta werden ebenfalls Ambitionen im Autogeschäft nachgesagt, allerdings lediglich bei Batterien für Elektrofahrzeuge. Die jüngste Akquisition steht damit indirekt in Verbindung. Die neue Sparte bringt dem Konzern einen hohen Cashflow, und der soll in den Ausbau von Lithium-Ionen-Batterien investiert werden. Derzeit läuft eine EU-weite Initiative, um Europa bei Batterien auf Vordermann zu bringen.

Michael Tojner baut die Varta kräftig aus.
Foto: HO

Derzeit dominieren asiatische Hersteller wie CATL, Panasonic oder LG Chem den Markt. Das wird von der EU als Gefährdung der Eigenständigkeit und Zukunftsfähigkeit der europäischen Automobilwirtschaft betrachtet. Ein Förderprogramm läuft. Varta führt dabei ein Konsortium an, das die ganze Wertschöpfungskette abbildet – von Rohstoffen bis Recycling. Namen der Partner will Konzernchef Herbert Schein freilich noch nicht nennen.

Produktion ausbauen

Der Einstieg ins E-Auto-Batteriengeschäft sei auch noch nicht fix, wie er im Gespräch mit dem STANDARD erklärt. In einem nächsten Schritt werden größere Lithium-Ionen Rundzellen gebaut, die in Haushalts- und Gartengeräten sowie in fahrerlosen Transportsystemen eingesetzt werden. "Solche Zellen werden auch im Automotive-Markt nachgefragt", erklärt Schein. Jetzt liege der Fokus aber einmal auf dem Ausbau der aktuellen Produktion. Nachsatz Scheins: "Die großen Zellen sind heute in der Entwicklung, die zunächst im Rahmen von Förderprogrammen auf einer Pilotlinie umgesetzt werden sollen."

Der Manager ist überzeugt, dass Europa den Vorsprung der Asiaten wettmachen könne. Das gelte insbesondere für die Post-Lithium-Technologie, der Schein einen Zeithorizont von 15 Jahren beimisst. International gelten beispielsweise Natrium-Ionen-Batterien, die ohne Kobalt auskommen, als zukunftsträchtig. (Andreas Schnauder, 31.5.2019)