Am Wiener Burgring blicken einen rund 90 große Porträts alter Menschen an, die vor dem Gitterzaun vom Burggarten bis über das Äußere Burgtor hinaus befestigt sind. Es handelt sich um die Fotos von Überlebenden des Holocausts, ein Projekt des Künstlers Luigi Toscano. Die Installation war schon in mehreren Metropolen zu sehen.

Nur in Wien braucht sie Wächter. Einmal wurden die Gesichter mit Hakenkreuzen beschmiert, einer dämpfte seine Zigarette aus, und drei Porträts wurden mit einem Messer zerschnitten.

Aber da fanden sich nicht nur Mitglieder der Zivilgesellschaft, die die zerschnittenen Stoffe wieder zusammennähten, sondern auch meist junge Aktivisten, die nun den Frieden der Überlebendenbilder 24 Stunden bis zum Ende am Freitagabend bewachen – von der Young Caritas, der Katholischen Jugend, der jüdischen Hochschülerschaft, dem Performancekollektiv Nesterval – und der Muslimischen Jugend Österreichs (MJÖ).

Die Blauen fehlten – nicht überraschend

Die MJÖ ist die aktivste islamische Jugendorganisation. Sie hat ein Projekt "MuslimInnen gegen Antisemitismus" am Laufen und war letztes Jahr in Auschwitz. Am Feiertag hielten drei junge Frauen mit Kopftüchern die Stellung in einem zugigen Zelt bei der Installation.

Der Bundespräsident und Politiker von SPÖ, Grünen und Neos haben in den vergangenen Tagen die Wächter der Erinnerung besucht. Die Blauen fehlten – nicht überraschend. Türkise kamen aber auch nicht. (Hans Rauscher, 31.5.2019)