Daniel Wisser schreibt bis Ende Juni Miniaturen für den STANDARD.

Foto: Anke Wälischmiller
Der Einsiedler Kirsch hatte bereits den höchsten Berg Estlands, den 318 Meter hohen Suur Munamägi, und den höchsten Berg Lettlands, den 311 Meter hohen Gaizinkalns, bestiegen, und war damit seinem Ziel, die höchsten Berge aller Länder zu besteigen, um zwei Berge näher gekommen, als er in einer Zeitung lesen musste, dass man eine 25 Meter hohe Aussichtsplattform auf dem Gipfel des Gaizinkalns errichtet hatte, damit der höchste Punkt Lettlands höher läge als der höchste Punkt Estlands. Doch Kirsch machten Bergbesteigungswiederholungen nichts aus. Als er drei Jahre davor erfahren hatte, dass er in Dänemark statt auf den 170,86 Meter hohen Møllehøj irrtümlich auf einen nur wenige Meter entfernten wenige Zentimeter niedrigeren Hügel gegangen war, wiederholte er die Besteigung einige Monate später. Im Falle des höchsten Bergs Lettlands erledigte sich die Bergbesteigungswiederholung von selbst. Etwa ein Jahr nach ihrer Errichtung stürzte die Aussichtsplattform auf dem Gipfel des Gaizinkalns aufgrund eines Konstruktionsfehlers ein, und der höchste Punkt Lettlands lag wieder auf einer Höhe von 311 Metern. Inzwischen hatte Kirsch sein Hobby aufgegeben und sammelte nun Eiffelturm-Miniaturen aus Käse – zumindest erzählte man sich das in Einsiedlerkreisen. (Daniel Wisser, 1.6.2019)