Der Showdown in Graz wartet.

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Wien – Rapid steht unmittelbar davor, den passenden Schlusspunkt hinter eine verkorkste Bundesliga-Saison zu setzen. Die Hütteldorfer verloren am Donnerstag vor eigenem Publikum das Playoff-Hinspiel gegen Sturm Graz 1:2 und benötigen im Retourmatch am Sonntag einen Kraftakt, um noch einen Platz in der Europa-League-Qualifikation zu holen.

Allerdings dürfte es um die Kraftreserven vor dem vierten Match binnen neun Tagen nicht allzu gut bestellt sein. "Wenn der Tank leer ist, ist er leer", sagte Dietmar Kühbauer. Die Hoffnung auf einen Aufstieg hat der Rapid-Trainer trotzdem nicht aufgegeben, zumal es diesmal drei und nicht wie vor dem Hinspiel zwei Tage Pause gibt. "Wir werden alles versuchen, um noch in den Europacup zu kommen, aber leichter ist es definitiv nicht geworden."

Noch nicht abgeschrieben

Auch Thomas Murg hat das internationale Ticket noch nicht abgeschrieben. "Ich traue uns durchaus zu, dass wir in Graz gewinnen können", meinte der Flügelspieler. An der körperlichen Verfassung soll die Wende nicht scheitern – Murg sah Rapid schon am Donnerstag physisch stärker als Sturm. "An der Kraft ist es nicht gelegen, mir ist es sogar so vorgekommen, dass wir mehr Kraft als Sturm hatten."

Das änderte jedoch nichts daran, dass Rapid schon seit acht Spielen auf einen Sieg gegen die Grazer wartet. "Aber die Niederlage heute hatte nichts mit Sturm zu tun, das war ganz allein unsere Schuld", erklärte Murg.

Hauptrolle

Eine Hauptrolle bei beiden Gegentoren spielte Innenverteidiger Leo Greiml. Der für den verletzten Mario Sonnleitner eingewechselte 17-Jährige verursachte den Elfer zum 1:1 und bugsierte den Ball zum 1:2 ins eigene Tor. "Beim Elfer war es nicht nur sein Fehler, auch ich und vielleicht Müldür sind schlecht gestanden. Und am Eigentor hatte er überhaupt keine Schuld", betonte Murg. Zudem sei Torhüter Richard Strebinger vor dem Eigentor von Juan Dominguez gefoult worden, meinte Murg ebenso wie Kühbauer.

Auch der Coach verteidigte Greiml. "Ich hätte ihn nicht auf die Bank genommen, wenn ich nicht an ihn glauben würde. Ich mache mir um ihn keine Sorgen, er wird seinen Weg gehen." Am Sonntag wird Kühbauer aber in Abwesenheit des an einer Adduktorenverletzung laborierenden Sonnleitner im Abwehrzentrum auf Maximilian Hofmann setzen, der am Donnerstag wegen einer leichten Blessur gefehlt hatte.

Heiraten in Athen

Auch bei Sturm fällt am Sonntag zumindest ein Innenverteidiger aus. Anastasios Avlonitis heiratet am Wochenende in Athen und steht daher nicht zur Verfügung. Dem Griechen war offenbar nicht mitgeteilt worden, dass die Bundesliga-Saison durch den neuen Modus in die Verlängerung gehen könnte. Avlonitis wäre Ersatzmann für Dario Maresic gewesen, der in Wien mit Magen-Darm-Problemen vom Platz musste.

Wohl auch aufgrund der Personalsituation warnte Sturm-Coach Roman Mählich vor übertriebener Zuversicht: "Wir wissen, dass am Sonntag noch ein schweres Spiel auf uns wartet." Ein Erfolg im Playoff würde die enttäuschenden vergangenen Monate nicht aufwiegen, gab Mählich zu. "Auch bei einem Aufstieg in den Europacup wäre die Saison nicht okay. Wir wissen, dass wir hinter den Erwartungen geblieben sind."

Die vorangegangenen Misserfolge führten dazu, dass die Sturm-Fans im Allianz-Stadion auf organisierten Support verzichteten. Nach dem Schlusspfiff wurde die Mannschaft jedoch mit großem Applaus verabschiedet. "Wir sind heute wieder einen Schritt aufeinander zugegangen", sagte Kapitän Stefan Hierländer. "Jetzt hoffen wir, dass uns die Fans am Sonntag wieder unterstützen." Allerdings hatte der Anhang vor wenigen Tagen einen Stimmungsboykott für beide Playoff-Partien angekündigt. (APA, 31.5.2019)