Gestein mit solcher Textur produziert nur das Bakterium "Sulfuri".
Foto: Tom Murphy

Nudeln deuten auf Leben hin – selbst dann, wenn sie aus Stein sind: Darauf weisen Forscher der University of Illinois im Fachmagazin "Astrobiology" hin. Stößt man auf Formationen, die an Pasta erinnern, sollten diese von Rovern genauer unter die Lupe genommen werden, so der Geologe Bruce Fouke. Vorerst könnte das erst auf dem Mars durchgeführt werden, doch wer weiß, was die Zukunft der Planetenforschung noch für Missionen bringt.

Sulfuri liebt extreme Umgebungen

Grund für diese auf den ersten Blick seltsam anmutende Aussage ist das Bakterium Sulfurihydrogenibium yellowstonense, von Foukes Team der Einfachheit halber "Sulfuri" genannt. Dabei handelt es sich um ein extremophiles Bakterium, das im sehr heißen, schnell fließenden Wasser vulkanisch aktiver Gebiete der Erde gedeiht und Schwefel und Kohlendioxid als Energiequellen nutzt.

Sulfuri ist ein Überlebender aus einem lange vergangenen Zeitalter: Diese Entwicklungslinie von Bakterien reicht bis in die Zeit vor der Großen Sauerstoffkatastrophe zurück, jenem entscheidenden Abschnitt der Erdgeschichte vor knapp 2,4 Milliarden Jahren, als die Erdatmosphäre den fundamentalen Wandel zur heutigen Form vollzog. Deshalb kann Sulfuri nur in Umgebungen mit extrem niedrigem Sauerstoffanteil gedeihen, ist dafür aber auch ohne den Schutz einer Ozonschicht resistent gegen UV-Strahlung. Das macht es für Fouke zu einem idealen Kandidaten, um Planeten ähnlich dem Mars zu kolonisieren.

Unverwechselbare Spuren

Wichtiger noch ist aber der Umstand, dass Sulfuri unübersehbare Spuren hinterlässt – nämlich in Nudelform. In schnell fließendem Wasser, das aus heißen Quellen austritt, hängen sich die Bakterien aneinander und bilden Bündel von "Kabeln", die an einer Stelle fest verankert sind, während der Rest in der Strömung herumschwenkt.

So sehen die Stränge bei näherer Betrachtung aus.
Foto: Tom Murphy

Diese Kabel sehen laut dem Forscher Fettuccine verblüffend ähnlich – weiter stromabwärts werden dann Capellini daraus. (Wer auf italienischen Speisekarten nicht ganz firm ist: Fettuccine sind ziemlich das gleiche wie Tagliatelle, also lange Bandnudeln. Capellini wiederum sind ihrer Bedeutung – "Härchen" – entsprechend dünner als Spaghetti.)

"Fingerabdruck des Lebens"

Und diese Nudeln fungieren als Katalysatoren für die Gesteinsbildung, berichtet Fouke. An ihrer Oberfläche weisen die Bakterien Proteine auf, die Travertin – eine Variante von Kalkstein – eine Milliarde mal schneller kristallisieren lassen als jeder andere natürliche Vorgang auf Erden. Zu diesem erstaunlichen Befund kam Foukes Team, nachdem es Sulfuri-Kabel aus heißen Quellen im Yellowstone-Park entnommen hatte; passenderweise mit sterilisierten Pasta-Gabeln.

Nach solchen Gesteinsformationen mit ihrer unverwechselbaren Textur sollten Rover also Ausschau halten, folgert Fouke. Sie seien wegen ihrer Größe und Einzigartigkeit nicht zu übersehen und wären ein eindeutiger "Fingerabdruck des Lebens". Natürlich würde man auf anderen Planeten nicht Sulfuri selbst finden, doch es könnten sich dort Organismen mit einer analogen Lebensweise entwickelt haben. Aus dem gleichen Grund hoffen Astronomen, eines Tages einen Exoplaneten aufzuspüren, der den charakteristischen "Fingerabdruck" von Chlorophyll zeigt. (jdo, 9.6.2019)