Der 74-jährige "Privatier" und "Geschäftsmann" will den Ibiza-Fall lösen.

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Wer Gert Schmidt in einer seiner Firmen besuchen will, landet zuerst einmal in einer Privatwohnung. Ein türkischstämmiger Mann im Anzug öffnet die Tür und telefoniert sogleich mit Schmidt, während man im Hintergrund ein großes Buch über den türkischen Staatsgründer Kemal Atatürk bewundern kann. Es war also kein Fehler im Vereinsregister, dass hier auch der Österreich-Türkische Handelsverband gemeldet ist – genau wie dutzende andere Firmen.

Stimmt schon, sagt Schmidt, als er sich eine gute Stunde später telefonisch meldet. Die Wohnung habe er privat vermietet, ein Freund von ihm dürfe dort als Steuerberater auch Firmen melden.

Unterwäscheverkäufer

Schmidt ist ein Mann der vielen Firmen. In der Glücksspielbranche kenne er "jeden", sagt er. Seit Jahren kämpfe er gegen das illegale Glücksspiel, dafür arbeitet er mit "Betreibern legaler Glücksspielangebote" zusammen, also etwa auch mit der Novomatic. Hauptsächlich betreibe er aber ein Luxushotel in Thailand, außerdem vertreibt er Unterwäsche für Frauen.

Ins Blickfeld der Öffentlichkeit geriet Schmidt nun aber wegen seines "Hobbys", wie er selbst sagt: der Webseite EU-Infothek.com, auf der seit Tagen Enthüllungen zu den Hintermännern des Ibiza-Videos publiziert werden. Dahinter stünde niemand außer ihm selbst, sagt Schmidt. Das Motiv für die Aufdeckung der Ibiza-Affäre sei ein hehres, keinesfalls werde er dafür bezahlt, sagt Schmidt: Die Enthüllungen seien zwar gut, doch die spannende Frage, wer hinter dem Video stehe, sei von den Medien nicht aufgegriffen worden. Den einstigen FPÖ-Politiker Johann Gudenus, der nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos zurücktrat, kenne er erst seit wenigen Tagen.

Jack Unterweger und Co

An seiner Detektei hänge ein "ganzer Apparat" an Menschen: Ingenieure, Detektive, Forensiker und Journalisten, behauptet der 1944 geborene "Aufklärer", der sich schon vor Jahrzehnten an der Lösung spektakulärer Kriminalfälle beteiligt hat.

So gibt Schmidt an, in den 1990er-Jahren an der Verhaftung des Serienmörders Jack Unterweger beteiligt gewesen zu sein. Damals war er Chefredakteur des Magazins Erfolg, dessen Erfolg Verlag schon 1983 gegründet worden war. Teile seiner dortigen Mannschaft hat er zur EU-Infothek mitgenommen, auf der auch der rechte Blogger Andreas Unterberger aktiv ist. Vor der Ibiza-Affäre war die Seite fast unbekannt, nun treibt sie andere Medien vor sich her. (Fabian Schmid, Laurin Lorenz, Renate Graber, 31.5.2019)