Lokale und Südkoranische Experten organisieren die Suchaktion.

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Budapest/Seoul – Drei Tage nach dem schweren Bootsunglück auf der Donau in Budapest mit mindestens sieben Toten ist der Kapitän des Donau-Kreuzfahrtschiffes am Samstag offiziell beschuldigt worden. Das teilte ein Gerichtsvertreter in Budapest mit, ohne nähere Angaben zu machen. Der 64-jährige ukrainische Kapitän der "Sigyn" war am Donnerstag in Gewahrsam genommen worden, gegen ihn wird wegen "krimineller Fahrlässigkeit" auf einer öffentlichen Wasserstraße ermittelt. Der Anwalt des Kapitäns erklärte, dass das Gericht seinen Antrag auf eine Freilassung gegen Kaution abgewiesen habe

Unterdessen wollen die Helfer ihre Suche nach den 21 Vermissten ausdehnen. Da es sich bei den meisten Opfern um südkoreanische Touristen handelt, unterstützten Spezialisten von Marine und nationaler Feuerwehr aus Südkorea die Rettungsaktivitäten der ungarischen Behörden. Auch Taucher der Cobra waren in Budapest.

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Am Samstag sei geplant, die Suche an der Oberfläche der Donau auf einer Strecke von bis zu 50 Kilometern flussabwärts fortzusetzen, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Regierungsbeamte. Die Bedingungen für die Suche unter Wasser durch Taucher seien nach wie vor schwierig.

Karte zur Lage des Unfallorts.
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Taucher wollen am Montag beginnen

Zu dem Unglück war es am Mittwochabend gekommen, als das kleine Ausflugsschiff "Hableany" ("Nixe") mit dem wesentlich größeren Flusskreuzfahrtschiff "Viking Sigyn" zusammenstieß.

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Kerzen und Blumen wurden am Unfallort niedergelegt, um den Opfern zu gedenken.
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Die Suche an der Oberfläche wollten die südkoreanischen Teams laut Yonhap mit Booten fortsetzen, die ihnen von den lokalen Behörden zur Verfügung gestellt wurden. Die Taucher aus Südkorea und Ungarn erwarteten demnach, am Montag ihre Aktivitäten unter Wasser, wenn möglich auch früher, beginnen zu können.

Möglicherweise sind auch im untergegangenen Schiff einige Leichen, vermuteten die ungarischen Behörden. Den Tauchern sei es wegen der starken Strömung und des steigenden Wasserstands unmöglich, sich dem Wrack zu nähern, berichtete das ungarische Nachrichtenportal "index.hu" unter Berufung auf die Behörden.

Warten auf Sinken des Wasserstandes

Theoretisch würde es mindestens fünf Tage dauern, bis der Wasserstand so weit sinkt, dass ein Zugang zum Wrack möglich wäre, hieß es. Derzeit führt die Donau am Unglücksort Wasser in Höhe von etwa 5,3 Metern, normal wären es vier Meter. Auch ein Herausheben aus dem Wasser sei derzeit technisch nicht zu machen, teilte das Innenministerium in Budapest mit. Der ungarische TV Sender ATV zeigte eine Sonaraufnahme des auf der Seite liegenden Wracks.

Tauchgänge waren bei dem hohen Wasserstand, der Null-Sicht und der starken Strömung weiterhin lebensgefährlich. So hatte der Versuch eines ungarischen Tauchers am Donnerstag fast zu einer Tragödie geführt, berichtete das Internetportal "starthirek.hu". Sein Luftschlauch hatte sich beim Hinabsteigen an einer Leiter verfangen. Nur mit Hilfe eines anderen Rettungstauchers konnte der Mann an die Oberfläche geholt werden, indem der Schlauch durchtrennt wurde. Experten empfehlen den Einsatz einer Abschirmungsplatte vor dem gesunkenen Wrack, um die Strömung zu verlangsamen und so die Bergungsarbeiten zu erleichtern. (APA, 1.6.2019)