Vorrang für Serena Williams.

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Nachrang für Dominic Thiem.

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Paris – Serena Williams kann nicht verlieren. Das ist ein Grund, warum sie so viel gewonnen hat. So zum Beispiel 23 Grand-Slam-Turniere. Wenn die 37 Jahre alte US-Amerikanerin nicht als Siegerin vom Platz geht, kann es für andere unangenehm werden – wie auch Dominic Thiem erfahren musste.

Kaum war Williams bei den French Open in der dritten Runde krachend an der 17 Jahre jüngeren Sofia Kenin (USA) gescheitert (2:6, 5:7), eilte sie zum großen Pressesaal, um ihre Sicht der Dinge loszuwerden. Nur: Dort saß nach seinem Achtelfinaleinzug (6:3, 4:6, 6:2, 7:5 gegen Pablo Cuevas) noch der Vorjahresfinalist und Weltranglistenvierte aus Niederösterreich.

Thiem wurde kurzerhand aus dem großen Raum geschickt – und war dementsprechend sauer. "Ich fasse es nicht, wirklich. Ich meine ... was zum Teufel? Nein, das ist ein Witz, oder? ... Ich muss den Raum verlassen, weil sie kommt", sagte Thiem. Der Internationale Tennisverband (ITF) übernahm danach die Verantwortung für den "Rauswurf".

Im Anschluss versuchte Williams zu erklären, was kurz zuvor auf dem Platz passiert war. "Sie hat, buchstäblich, unglaublich gespielt", sagte sie über die 20 Jahre alte Kenin. Die Wahrheit ist aber auch: Williams hatte vor den French Open in diesem Jahr wegen gesundheitlicher Probleme erst neun komplette Matches gespielt.

"Sie war nicht bereit"

Sie sei dennoch froh, gekommen zu sein, versicherte Williams, sie liebe die Stadt, sie liebe das Turnier. Allerdings: "Es ist einfach eine zermürbende Saison für mich." Ihr Coach Patrick Mouratoglou äußerte sich weniger sentimental. "Ich kann nur sagen: Sie war nicht bereit. Und das hat man gesehen, es war offensichtlich."

Zum ersten Mal seit Wimbledon 2014 steht die Frau mit den meisten Grand-Slam-Titeln in der Open Ära nicht im Achtelfinale eines der vier großen Turniere. Ihr Versuch, die Australierin Margaret Court (24 Titel) einzuholen, ist ins Stocken geraten. In Paris wird ihr das auch in Zukunft kaum gelingen.

Sofia Kenin hat Spaß in Paris.
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Bleiben erst mal Wimbledon und die US Open. Bei beiden Turnieren erreichte sie im Vorjahr das Finale. Dort unterlag sie der Deutschen Angelique Kerber und der aktuellen Weltranglistenersten Naomi Osaka aus Japan – beide sind in Paris übrigens auch nicht mehr im Turnier. Dafür eine wie Sofia Kenin, Nummer 35 der Weltrangliste, geboren in Moskau.

Favoritensterben

Für die Großen und Namhaften sind die French Open in diesem Jahr bei den Frauen ohnehin kein sonderlich gutes Pflaster. Von den ersten sechs der Setzliste ist nur noch Titelverteidigerin Simona Halep aus Rumänien dabei. Dafür spielen erstmals seit 2009 drei Teenager das Achtelfinale in Paris.

Die Zukunft wird womöglich geprägt werden von Spielerinnen wie Amanda Anisimova (USA/17), Iga Swiatek (Polen/18) oder Marketa Vondrousova (Tschechien/20). Die sportliche Zukunft von Serena Williams ist überschaubar.

Scherzkeks Haase

Robin Haase hat am Sonntag bei einem weiteren Medientermin von Thiem für großes Gelächter gesorgt. Der niederländische Profi "crashte" in Anspielung auf den Vorfall vom Vortag das Gespräch. "Entschuldigung, dass ich stören muss, aber ich brauche den Stuhl jetzt fürs Interview ...", scherzte Haase. "Ich hoffe, das ist auf Kamera jetzt ... ", meinte Thiem lachend. "Für mich ist die Sache erledigt. Ich selber war auch nicht verärgert oder frustriert. Ich bin sogar deshalb rechtzeitig zum Champions-League-Finale gekommen, aber ich denke, dass es ums Prinzip geht", so Thiem.

Sein Interviewauftritt sorgte für relativ großes Aufsehen und wurde in den sozialen Medien als Video weit über tausend Mal geteilt und hatte auf Youtube Sonntagnachmittag schon knapp 35.000 Views. Thiem korrigierte aber auch sich selbst. "Es ist egal, ob ich dort sitze oder ... Wahrscheinlich habe ich auch etwas Falsches gesagt, dass ich kein Junior mehr bin. Selbst wenn ein Junior da drinnen sitzt, gehört der respektiert, und das war nicht der Fall."

Federer zeigt Verständnis für Thiem

Auch Roger Federer äußerte sich zu der Causa, er zeigte Verständnis für Thiem und bezeichnete den Österreicher als "männlichen Superstar" dieses Sports. Befragt, ob er selbst schon einmal in einer Situation gewesen sei, in der ein anderer Spieler zu seinen Gunsten den Raum räumen musste, hatte der 37-jährige Schweizer klare Antworten parat. Frage: Und was sind Ihre generellen Gedanken für so eine Situation, die einem Weltranglistenvierten passiert, der ein ...? Federer: "... ja, ein Superstar ist. Männlicher Superstar. Ich weiß nicht, was da falsch gelaufen ist, aber etwas muss passiert sein. Ich denke, dass der Spieler, der noch immer im Turnier ist, die Priorität hat. So sehe ich das." (sid, APA, red, 2.6.2019)