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Jürgen Klopp gewann mit dem FC Liverpool die Champions League.

Foto: REUTERS/Juan Medina

Karl Marx muss sich warm anziehen. Als der deutsche Südwestrundfunk 2011 die "größten Rheinland-Pfälzer" wählen ließ, landete er auf Platz sieben, ein gewisser Jürgen Klopp wurde damals auf die Nummer zehn gewählt. Am Samstag errang dieser als Trainer des FC Liverpool mit einem 2:0 gegen Tottenham seinen ersten Champions-League-Titel. Bei einer Neuwahl würde er den Schöpfer des Kommunismus sicher überholen.

In Liverpool ist Klopp nun eine Legende. Der in Glatten aufgewachsene 51-Jährige trat 2015 bei dem britischen Traditionsklub an und versprach einen Titel in den ersten vier Jahren. Er wurde als Heilsbringer geholt und stellte sich trotzdem als "the normal one" vor.

Emotionsfabrik

Seine Diplomarbeit in Sportwissenschaften hatte Klopp über Walking geschrieben. Das ist ein Sport wie die Antithese zu seiner Persönlichkeit: Er ist mehr Emotionsfabrik als Ruhepol. Er ist ein Ausnahmetaktiker und wohl der beste Motivator der Sportwelt.

Klopp war als Fußballer "immer diszipliniert", aber mäßig erfolgreich. Er kickte elf Jahre lang für den damaligen Zweitligisten Mainz, wurde dort 2001 in einer Krise zum Trainer umfunktioniert. Er war in diesem Job erfolgreich, ging 2008 zu Dortmund und wurde dort zweimal sensationell Meister.

Klopp lebte und liebte jede Station seines Lebens. "Alles, was ich bin, alles, was ich kann ... habt ihr mich werden lassen", schluchzte er bei seinem Abschied aus Mainz vor den Fans.

Klopps Abschiedsrede in Mainz.
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James-Bond-Fan

Auch von den reiselosen Sommern seiner Kindheit schwärmt der James-Bond-Fan, der schon mit 22 Vater wurde: "Ich stand jeden Tag im Freibad mit 1,50 Mark: Fünf Cola-Fläschchen und ein Wassereis. So bin ich durch den Tag gekommen, Weltklasse."

Es ist diese Bodenständigkeit, die die Menschen in der Arbeiterstadt Liverpool lieben. Klopp lebt mit seiner zweiten Frau Ulla Sandrock wie die meisten seiner Spieler zwar im Nobelstädtchen Formby, verbringt aber Abende gern in seinem Stammpub. Auf Urlaub fährt das Paar in ein Reetdachhaus auf Sylt.

Als Dortmund-Trainer machte Klopp bissigen, auf schnelle Gegenstöße ausgerichteten Powerfußball zu seiner Marke, auch bei Liverpool setzt er auf eine eingeschworene Truppe aus hungrigen Spielern. "Ohne diesen Trainer wäre das alles unmöglich" – Kapitän Jordan Henderson nach dem CL-Triumph. Von solchen Huldigungen hält Klopp wenig: Er sei doch ein ganz normaler Mensch. (Martin Schauhuber, 2.6.2019)