Am 25. Mai raste ein Doppelasteroid in einem Abstand von "nur" 5,2 Millionen Kilometern an der Erde vorbei. Das System mit dem Namen 1999 KW4 stellte aber keine Bedrohung für unseren Planeten dar. Da seine Umlaufbahn bekannt ist, konnten Astronomen den Vorbeiflug schon im Vorfeld genau berechnen.

Aufnahme des Asteroidensystems 1999 KW4 (links) und künstlerische Darstellung.
Foto/Illustration: Eso

Das Ereignis war aber eine günstige Gelegenheit, eine Beobachtungskampagne vorzubereiten und die Vorgehensweise beim Auftauchen eines gefährlichen erdnahen Objekts zu üben. Mithilfe des Sphere-Instruments am Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Chile sind dabei die bisher schärfsten Aufnahmen des Doppelasteroiden gelungen.

Ursprünglich wurde Sphere zur Beobachtung von Planeten bei fernen Sternen entwickelt, wie die Eso mitteilte. Das Instrument arbeitet mit dem System der adaptiven Optik, das die Turbulenzen in der Erdatmosphäre korrigiert und auf diese Weise besonders scharfe Bilder liefert.

Ähnlichkeit zu potenziell gefährlichem Gespann

1999 KW4 wird sich der Erde 2036 wieder nähern, ist jedoch auch in Zukunft kein Kandidat für einen Einschlag auf unserem Planeten. Das Objekt ähnelt aber einem anderen doppelten Asteroidensystem namens Didymos, das eines Tages zur Bedrohung für unseren Heimatplaneten werden könnte. Didymos und sein Begleiter Didymoon sind daher auch das Ziel eines einzigartigen planetaren Verteidigungsexperiments.

Minimalabstand zwischen 1999 KW4 und Erde.
Illustration: Eso

Die Raumsonde Dart der Nasa soll im Rahmen eines Tests zur Machbarkeit der Ablenkung von Asteroiden auf Didymoon auftreffen, um seine Umlaufbahn um Didymos zu verändern. Nach dem Aufprall soll die Mission Hera der Esa die Asteroiden im Jahr 2026 untersuchen, um Informationen über ihre Beschaffenheit zu sammeln.

Raser im Bild

Je mehr Daten über erdnahe Objekte gesammelt werden können, desto besser für künftige Abwehrmaßnahmen. Den Forschern der Eso ist es nun beim Vorbeiflug von 1999 KW4 gelungen, das Doppelsystem genauer zu beobachten. Die Bilder sind scharf genug, dass man darauf die beiden Komponenten des Asteroiden unterscheiden kann, die sich in einem Abstand von etwa 2,6 km umkreisen.

Video: Künstlerische Darstellung des Doppelasteroiden.
European Southern Observatory (ESO)

"Der Doppelasteroid ist mit mehr als 70.000 km/h an der Erde vorbeigerast, so dass es eine Herausforderung war, ihn mit dem VLT zu beobachten", sagte Diego Parraguez, der das Teleskop steuerte. "Während der Beobachtungen waren die atmosphärischen Bedingungen etwas instabil. Darüber hinaus war der Asteroid relativ lichtschwach, was diese Beobachtungen besonders schwierig machte", ergänzte VLT_Astronom Mathias Jones.

Man freue sich, einen Beitrag zum Schutz der Erde vor potenziell gefährlichen Asteroiden leisten zu können, sagt Eso-Generaldirektor Xavier Barcons. "Neben der Nutzung der ausgefeilten Eigenschaften des VLT arbeiten wir mit der Esa zusammen, um Prototypen für ein großes Netzwerk zu entwickeln, das die Entdeckung, Verfolgung und Charakterisierung von Asteroiden auf die nächste Stufe hebt." (red, 4.6.2019)