Das Expertenkabinett Bierlein hat eine Frauenquote von 50 Prozent. Das ist erfreulich. Es hat auch eine Schlagende-Burschenschafter-Quote von 8,33 Prozent. Das ist bemerkenswert. Im zwölfköpfigen Kabinett ist einer, der neue Infrastrukturminister Andreas Reichhardt, Mitglied der Burschenschaft Cimbria Wien. Man könnte auch von einer "Wehrsportler"-Quote von 8,33 Prozenten sprechen, denn Reichhardt, zuletzt Generalsekretär unter Minister Hofer, hat sich als junger Mann mit H.-C.Strache und seinen lustigen Kameraden im Wald herumgetrieben.

Schlagende Burschenschafter gibt es in Österreich insgesamt etwa 4000. Dass die praktisch die ganze FPÖ dominieren (und somit die Partei mit dem größten Arbeiteranteil – 34 Prozent bei den Wahlen 2017 – von einer elitären Geheimclique geführt wird), ist eine grausame Pointe dessen, was sich in Österreich Politik nennt. Wenn man, so wie Brigitte Bierlein, im Kabinett auch die FPÖ berücksichtigt, dann kommt man um Burschenschafter womöglich nicht herum. Das ist eines der Probleme der politischen Landschaft Österreichs. Im konkreten Fall kommt noch eine ungute Konstellation dazu. Im berühmten Ibiza-Video hat Strache damit geprahlt, wie im Infrastrukturministerium staatliche Bauaufträge vergeben werden. Da gibt es Aufklärungsbedarf. Den soll ein ehemaliger Generalsekretär, also ein blauer Politkommissar, jetzt erfüllen? (Hans Rauscher, 3.6.2019)