Die geplante milliardenschwere Übernahme des Schweizer Kabelnetzbetreibers UPC könnte für den Käufer Sunrise zur Zitterpartie werden. Die deutsche Freenet als größter Aktionär des Schweizer Mobilfunkkonzerns verschärft ihren Konfrontationskurs und versucht Insidern zufolge, im Gegenzug zur Zustimmung zu dem Deal mehr für sich herauszuschlagen.

Handlungsspielraum

Freenet habe die amerikanische Citi beauftragt, ihren Handlungsspielraum dabei auszuloten. Vertreter von Freenet, der Verkäuferin Liberty und Sunrise hätten Gespräche aufgenommen. Die Stoßrichtung sei "nicht Harmonie-getrieben", sagte eine der Personen.

Sunrise will UPC für 6,3 Milliarden Franken (5,62 Mrd. Euro) übernehmen und den Kauf mit einer 4,1 Mrd. Franken schweren Kapitalerhöhung finanzieren – das ist mehr, als Sunrise aktuell an der Börse wert ist. Obwohl die Freenet-Vertreter im Sunrise-Verwaltungsrat Insidern zufolge für den Deal gestimmt hatten, übte die Gesellschaft danach öffentlich Kritik. Die Kapitalerhöhung sei zu groß, kritisierte Freenet-Chef Christoph Vilanek. Er forderte, ein Teil des Kaufpreises solle in Aktien statt in bar entrichtet werden. An der Kapitalerhöhung wollen sich die Hamburger nicht beteiligen. Ob Freenet auf der Hauptversammlung gegen die Kapitalmaßnahme stimmen werde, wollte Vilanek nicht sagen.

Einfache Mehrheit

Damit die Kapitalerhöhung über die Bühne geht, benötigt Sunrise auf einer voraussichtlich im zweiten Halbjahr stattfindenden außerordentlichen Generalversammlung eine einfache Mehrheit der Stimmen. Weil auf Hauptversammlungen nie alle Aktionäre anwesend sind, hat Freenet mit ihrer 24,5-Prozent-Beteiligung beträchtliches Gewicht.

Sunrise sei darum bemüht, Freenet mit im Boot zu haben, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Die Gespräche seien aber erst ganz am Anfang, es zeichne sich noch keine Lösung ab, erklärte ein anderer. Einem dritten Insider zufolge ist unklar, ob Sunrise und Liberty Freenet bei den Bedingungen ihres Deals überhaupt entgegenkommen wollten.

Sunrise und Liberty haben wiederholt bekräftigt, dass an den Eckwerten des Deals nicht gerüttelt werde. Weicht eine Seite ohne Absprache vom Kaufvertrag ab, werden Strafzahlungen fällig.

Verkauf

Ein Ausweg aus der verfahrenen Situation könnte Insidern zufolge sein, dass Freenet seine Beteiligung an Liberty oder auch an Dritte verkaufe. Bankern zufolge gebe es durchaus Anleger-Interesse, zumindest einen Teil des Freenet-Pakets zu kaufen – allerdings zu gegenwärtigen Marktkursen von rund 70 Franken. Für Freenet ist eine Sunrise-Aktie früheren Angaben zufolge dagegen über 80 Franken wert.

Eine Freenet-Sprecherin erklärte, es gebe nichts Neues zu sagen. Eine Sunrise-Sprecherin erklärte: "Wir sind selbstverständlich an einer konstruktiven Lösung interessiert. Aber zur Zeit laufen keine konkreten Diskussionen." Liberty wollte sich nicht äußern. (APA, 3.6. 2019)