Infantino ist die Antwort auf die Frage, gibt es reiche Tage?

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Die Woche, auf die Gianni Infantino so lange hingearbeitet hat, begann in der Nähe des Triumphbogens. Im mondänen Hotel Salomon de Rothschild in Paris, wo einst ein Staatspräsident erschossen wurde, beriet sich der Fifa-Boss am Montag mit seinem Council. Widerstand gegen die Wiederwahl des Schweizers beim Kongress des Fußball-Weltverbands am Mittwoch ist nicht zu erwarten – dafür hat Infantino längst gesorgt.

"Gianni ist ein Geschenk für den Fußball", sagte der nigerianische Verbandspräsident Amaju Pinnick stellvertretend für die vielen Wähler des 49-Jährigen, deren Organisationen mit Fifa-Millionen umschmeichelt werden, in der ARD-Sportschau: "Wir müssen ihm alle den Rücken stärken und sicherstellen, dass seine Visionen wahr werden."

Infantinos Vision – das war bei seiner Wahl zum Nachfolger des gestürzten Langzeitherrschers Joseph S. Blatter vor knapp dreieinhalb Jahren pathetisch verpackt, den "Fußball zurück zur Fifa und die Fifa zurück zum Fußball" zu bringen. Inzwischen ist klar, dass es Infantino vor allem darum geht, so viel Geld wie möglich zur Fifa zu bringen. Um jeden Preis.

Der Schweizer hat den Weltverband endgültig in ein Wirtschaftsunternehmen transformiert, er agiert wie ein allmächtiger "CEO", nicht wie ein Präsident, der laut den Statuten gar nicht so mächtig sein darf. In der Fifa-Zentrale in Zürich wurden Mitarbeiter entlassen und ausgetauscht. Auch seiner "Aufpasser" aus formal unabhängigen Gremien hat sich Infantino längst entledigt.

Gepflegte Beziehung

Die "Amigo-Affäre" in der Schweiz, in der es im Kern um dubios anmutende Treffen mit dem Bundesanwalt Michael Lauber geht, arrangiert von Infantinos als Staatsanwalt arbeitendem Jugendfreund Rinaldo Arnold, hat für den Fifa-Präsidenten bislang keine Folgen. Eher wirft sie ein schlechtes Licht auf die Strafverfolgung der Schweizer, die seit Jahren nicht wirklich zügig im Fifa-Komplex ermitteln.

Infantino selbst, ehemals Generalsekretär der europäischen Fußball-Union Uefa, kann die Kritik, die vor allem aus eben jener Konföderation kommt, ohnehin nicht nachvollziehen. Dass vor allem die Uefa-Delegierten im Council ein dubioses 25-Milliarden-Angebot zur Neuvermarktung diverser Großereignisse (bislang) abgeschmettert haben, kommentierte er so: "Bei der Fifa präsentiert man etwas Neues, und einige rümpfen die Nasen und sagen, das kann nicht sein, das ist irgendetwas Schlimmes."

Infantinos zweites großes Projekt, die Aufstockung der WM 2022 in Katar auf 48 Mannschaften, die eigentlich beim Kongress beschlossen werden sollte, wurde dagegen von der Politik blockiert. Zu verhärtet sind die Fronten am Persischen Golf – mit Katar will keiner der direkten Nachbarn kooperieren, um das Megaevent auszurichten. Als das Scheitern der Idee nicht mehr zu verhindern war, strich die Fifa frühzeitig den entsprechenden Punkt von der Tagesordnung des Kongresses. Nichts soll Infantinos Triumphzug in Paris schmälern.

Gepflegte Plauderei

Vor allem Deutschland hatte, unter dem unglücklichen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel, als Infantino-Kritiker zu gelten. Doch Grindel ist Geschichte, und Infantino plauderte zuletzt am Rande des Pokalfinales in Berlin mit den interimistischen DFB-Spitzen Reinhard Rauball und Rainer Koch. Ob der größte Verband innerhalb der Fifa Infantino gemeinsam mit anderen Europäern einen "Denkzettel" verpasst und sich am Mittwoch enthält, ist fraglicher denn je. Wiedergewählt wird Infantino, dem sich kein Gegenkandidat stellt, ohnehin, vielleicht per Akklamation. Er hat auch die Stimme Österreichs. Für die große Mehrheit ist er schließlich "ein Geschenk". (sid, red, 3.6.2019)