NGC 4621 wurde 1779 vom deutschen Astronomen Johann Gottfried Köhler entdeckt
Foto: ESA/Hubble & NASA, P. Cote

Was kosmische Großstrukturen anbelangt, leben wir in Randlage. Die Milchstraße bildet zusammen mit der Andromedagalaxie und einigen Dutzend kleiner Galaxien die sogenannte Lokale Gruppe, eine vergleichsweise bescheidene Ballung. Diese befindet sich aber im Vorhof einer wesentlich größeren Struktur: nämlich des Virgo-Galaxienhaufens, dessen Zentrum etwa 54 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Seinen Namen trägt er, weil er am Himmel in Richtung des Sternbilds der Jungfrau zu finden ist.

Gewaltige Ansammlung von Galaxien

Dem Virgohaufen gehören nach derzeitigen Schätzungen etwa 2.000 Galaxien verschiedenen Typs an, darunter auch elliptische Galaxien von beträchtlicher Größe. Ihre beeindruckenden Dimensionen dürften sie durch Verschmelzungsprozesse erreicht haben. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich auch die Milchstraße und Andromeda, die sich auf Kollisionskurs befinden, schließlich zu einer elliptischen Galaxie vereinigen werden.

Doch nicht nur wegen ihrer Größe gelten solche Galaxien als Endstadium einer Entwicklung. Im Schnitt tut sich in ihnen nicht mehr viel: Sie sind von alten Sternen bevölkert, und es gibt kaum noch freie Gas- und Staubreserven, aus denen neue Sterne entstehen könnten.

Leben in Palcaquar

In einer Galaxie des Virgohaufens hat das Hubble-Teleskop nun aber einen kleinen Gegentrend ausfindig gemacht: In der Galaxie NGC 4621, auch als Messier 59 (und Lesern der "Perry Rhodan"-Serie als Palcaquar, Teil der Mächtigkeitsballung von ESTARTU) bekannt, gibt es eine Region, in der noch neue Sterne geboren werden.

Aufnahmen der Advanced Camera for Surveys des Weltraumteleskops ermöglichten die Identifizierung einer scheibenförmigen Region nahe dem Kern der Galaxis, in der tatsächlich noch neue Sterne entstehen – nicht viele, aber es ist immerhin ein Lebensfunke. Was ihn entfacht hat – ob eine Satellitengalaxie, die sich NGC 4621 einverleibt hat, oder etwas anderes – ließ das Hubble-Team offen. (jdo, 9. 6. 2019)