Melbourne – Die Prozesswelle wegen des Unkrautvernichters Glyphosat erreicht nun auch Australien. Dort verklagte ein Gärtner aus Melbourne die Bayer-Tochter Monsanto wegen der angeblich krebserregenden Wirkung ihres glyphosathaltigen Herbizids Roundup beim Obersten Gerichtshof des Bundesstaats Victoria. Es ist die erste Klage dieser Art in dem Kontinent, teilte seine Kanzlei Carbone Lawyers am Dienstag mit.

Bei dem 54-jährigen Kläger Michael Ogalirolo wurde Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) diagnostiziert. Er führt seine Erkrankung auf Roundup zurück, das er über 20 Jahre als selbstständiger Landschaftsgärtner einsetzte, und wirft Monsanto vor, nicht davor gewarnt zu haben, dass die Verwendung der Produkte gefährlich sei.

13.400 Kläger in den USA

Die Klage basiert nach Angaben der Kanzlei auf den jüngsten Urteilen zu Roundup in den USA. Dort gibt es inzwischen etwa 13.400 Kläger wegen des von Monsanto entwickelten Unkrautvernichters. Zuletzt wurde der Konzern Mitte Mai zu mehr als zwei Milliarden Dollar (1,79 Mrd. Euro) Schadenersatz an ein krebskrankes Ehepaar verurteilt. In zwei vorherigen Fällen wurden den Klägern Schadenersatzzahlungen von insgesamt knapp 160 Millionen Dollar zugesprochen.

Bayer hat zwar Berufung eingelegt oder angekündigt, viele Experten gehen aber letztlich von einem teuren Vergleich aus. Nach Angaben des Unternehmens gibt es außerhalb der USA nur eine "sehr geringe Zahl" an Klagen, darunter in Kanada.

"Großes Mitgefühl"

Bayer erklärte, dem Konzern liege zu dem Fall in Australien derzeit noch keine Klageschrift vor. "Wir haben großes Mitgefühl für jeden Krebskranken, aber die umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse über glyphosathaltige Herbizide über vier Jahrzehnte stützen die Schlussfolgerung, dass Roundup kein Non-Hodgkin-Lymphom verursacht."

Die Vorwürfe gegen Glyphosat haben die Leverkusener stets zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass Zulassungsbehörden weltweit das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten. Zu diesem Schluss war auch die australische Behörde für Pestizide und Tierarzneimittel in einer Erklärung im vergangenen Oktober gekommen. (APA, 4.6.2019)