Wien – Österreichische Klein- und Mittelbetriebe sind nicht gut auf Naturkatastrophen wie Hochwasser, Stürme oder Gewitter vorbereitet, während bei Privaten das Risikobewusstsein steigt, wie Vertreter des Versicherungsverbandes und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) feststellten. Brandursache Nummer eins ist in Österreich der Blitzeinschlag.

Das Risikobewusstsein für Naturgefahren steige bei privaten Haushalten langsam aber stetig, so KFV-Direktor Othmar Thann am Dienstag. Unwetter hätten im Vorjahr 50 Prozent als große Gefahr gesehen, 2013 nur 25 Prozent. Bei Hochwasser hätte 2013 noch mehr als die Hälfte gesagt, dass sie nicht gefährdet sind, 2018 nur noch ein Drittel. Bei der Bevölkerung habe sich eine Sensibilisierung eingestellt, bei den Klein- und Mittelbetrieben (KMU) würden aber die wenigsten entsprechende Schlüsse ziehen.

Knapp mehr als die Hälfte (55 Prozent) der KMU in Gemeinden mit Hochwasser-Gefahrenzonen gehen laut einer KFV-Umfrage davon aus, dass sie von Gefahren aus Naturkatastrophen betroffen sein könnten. Ein Drittel sei schon einmal direkt von den Folgen eines Extremwetterereignisses betroffen gewesen. 59 Prozent hätten kein konkretes Prozedere für den Katastrophenfall geplant. Bei mehr als einem Viertel (27 Prozent) der betroffenen Betriebe sei das Schadensausmaß so hoch gewesen, dass der Betrieb eingestellt werden musste. Für viele KMU im Produktionssektor sei ein längerer Ausfall existenzbedrohend, so Tann.

Wenig informiert

Viele Unternehmen fühlten sich zu wenig informiert. Die Informationen seien sehr zersplittert und müssten von verschiedenen Stellen abgeholt werden, vom Bauamt über die Feuerwehr bis zum Zivilschutzverband. "Es fehlt eine gebündelte Information für die Wirtschaft", so Thann. Für die Firmen wäre alles aus einer Hand wichtig, etwa ein Präventionsbeauftrager.

Ist der Schaden einmal da, erhielten die wenigsten Betriebe Mittel aus Katastrophenfonds. Es gebe dabei viele Ausnahmefälle, etwa auch erst Geld, nachdem die Versicherung gezahlt habe. Viele suchten auch gar nicht erst an. Etwas mehr gebe es aus Landeskatastrophenfonds.

Naturkatastrophen würden zunehmen, so Othmar Ederer, Vizepräsident des Versicherungsverbandes (VVO) und Chef der Grazer Wechselseitigen Versicherung (Grawe). Die Klimaveränderung führe zu einer Intensivierung der Naturkatastrophen, auch in unserem Land . Wichtig seien auch Präventionsmaßnahmen, auf privater, betrieblicher und öffentlicher Ebene. Präventionsmaßnahmen blieben eine Herausforderung, auch wenn in Österreich schon sehr viel passiert sei, etwa auf dem Gebiet des Hochwasser- oder Lawinenschutzes.

Datenbank für Risiken

Er verweis dabei auch auf die Gefahrenkarte HORA; in dieser Datenbank könnten für eine Adresse die jeweiligen Risiken eingesehen werden. Wichtig sei es etwa auch, bereits beim Bauen mögliche extreme Wetterereignisse zu berücksichtigen. Für die Versicherungswirtschaft sei 2018 bezüglich Naturkatastrophen ein durchaus herausforderndes Jahr gewesen, man habe außer Erdbeben alles erlebt – Dürre, Starkregen, Hochwasser, Frost, Stürme.

Die Schäden lagen 2018 bei mehr als 500 Mio. Euro, davon habe die Versicherungswirtschaft mehr als die Hälfte getragen. Rund ein Drittel der Schäden entfiel im Vorjahr auf die Landwirtschaft, der Rest zum größeren Teil auf private Haushalte und gewerbliche Betriebe.

Brandursache Nummer eins sind Blitze. Das Vorjahr sei trotz anfänglichen Rekordverdachts im Mai letzten Endes ein normales Jahr mit rund 125.000 Blitzen gewesen, so der Leiter des Österreichischen Blitzortungssystems ALDIS, Gerhard Diendorfer. Man könne sich aber gegen Blitze schützen, "wir haben ausreichend Mittel". Die klassischen Systeme schützen vor Brandgefahr und Verletzungen von Menschen, nicht aber technische Geräte.

Zum Schutz vor Schäden durch Überspannungen in elektrischen Einrichtungen, die auch durch eine Blitzeinschlag im Vorgarten oder beim Nachbarn entstehen könnten, gebe es ebenfalls passende Systeme. Dabei sollte man sich aber von einem Fachmann beraten lassen. (APA, 4.6.2019)