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Christopher Trimmel: "Mein Ziel war immer die Bundesliga. Es hat gedauert, aber der Verein ist geil".

Foto: Reuters/Hilse

Österreichische Legionäre in Deutschland nach Klubs und Vertragslaufzeit.

Berlin/Wien – Dass Erfolge in seiner Karriere etwas länger auf sich warten lassen, ist Christopher Trimmel mittlerweile gewohnt. Mit Union Berlin ist dem 32-jährigen Burgenländer der Aufstieg in die deutsche Bundesliga gelungen. Nicht sofort, aber immerhin nach fünf Jahren. Trimmel kickt seit 2014 für Union, "mein Ziel war immer die Bundesliga. Es hat gedauert, aber der Verein ist geil, hat Ambitionen", sagt Trimmel dem STANDARD.

Union Berlin passt ins Schema, der Verein ist speziell, hat sich einen gewissen Charme, eine Bodenständigkeit bewahrt, spielt als einziger ostdeutscher Verein in der Bundesliga, wie manche meinen. Es gibt zwar schon einen Verein aus dem Osten, die Geschäftsstelle von RB Leipzig hat eine ostdeutsche Postleitzahl, der Klub hat auch ostdeutsche Fans, allerdings keine ostdeutsche Geschichte. "Unseren Fans sind ihre Wurzeln ganz wichtig, da gibt es große Parallelen zu Rapid. Ziel ist natürlich der Klassenerhalt, das wird aber sehr schwer."

Spätstarter

Trimmel hat eine ungewöhnliche Fußballkarriere hingelegt, kickte als 20-Jähriger noch in der burgenländischen Landesliga, finanzierte sich sein Lehramtsstudium in Geografie und Sport. Die Akademie der bildenden Künste hat ihn nicht genommen, 2008 wurde er von Rapid entdeckt, eine durchaus interessante Alternative. 2014 dann der Wechsel zu Union. Die letzten zwei Jahre waren eine sportliche Achterbahnfahrt. In der Saison 2017/2018 spielte die halbe Zweite Liga inklusive Union gegen den Abstieg. "2019 hatten wir nur einen kurzen Durchhänger, deshalb war der Aufstieg für mich auch nicht überraschend." Trimmel ist als rechter Außenverteidiger gesetzt, war im Aufstiegsjahr Kapitän und bleibt es in der Bundesliga.

Großen Anteil am Erfolg hat Trainer Urs Fischer. Der 53-jährige Schweizer, der mit Basel Champions-League-Erfahrung hat, bescherte Union bereits in seinem ersten Jahr den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte. "Ein ruhiger Typ, vor allem in Stresssituationen. Er will jeden Spieler im Kader besser machen, vom Jüngsten, der kaum zum Einsatz kommt, bis zum Leistungsträger. Deshalb fühlt sich auch niemand in unserem Team vernachlässigt", sagt Trimmel. "Die Stimmung ist top."

Für die Bundesliga wird das Budget auf gut 80 Millionen Euro erhöht, vergangene Saison waren es 47 Millionen. Den Erfolg soll es aber nicht um jeden Preis geben, hasardiert wird nicht. "Wir haben wie schon bisher Verträge für erste und Zweite Liga. Davon weicht der Verein nicht ab, alles andere wäre unseriös." Union hat zwölf neue Spieler verpflichtet, Transferkracher waren keine dabei, außer man bezeichnet den Ex-Dortmunder Neven Subotic und den Ex-Stuttgarter Christian Gentner als solche.

Ein erstklassiges Hauptstadtderby gab es zuletzt vor 42 Jahren zwischen Hertha BSC und Tennis Borussia Berlin. Das Union-Stadion an der Alten Försterei platzt mit einem Fassungsvermögen von 22.000 Zuschauern bereits aus allen Nähten, der Zustrom an neuen Mitgliedern ist enorm. Union Berlin, das ist auch eine Sehnsucht nach Regionalisierung, Schöneweide statt China, Nähe statt globalisierter Ferne. Die Würstel kosten 2,50 Euro, auf der Steckanzeigetafel wird der Spielstand händisch angezeigt.

Ostcharme

"Wer lässt Ball und Gegner laufen? Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen?" Die in Ostberlin geborene Punksängerin Nina Hagen singt mit ihrer Reibeisenstimme seit 1998 die neu geschriebene Hymne Eisern Union. Eine große Rivalität mit der im noblen Berliner Bezirk Charlottenburg beheimateten Hertha sieht Trimmel nicht. "Das Derby wird ohne Frage brisant. Der große Union-Feind ist aber nach wie vor BFC Dynamo, das ist vergleichbar mit Austria und Rapid." Ein Derby mit Dynamo wird es aber sobald nicht geben, der abgestürzte DDR-Rekordmeister ist in den Niederungen des Amateurfußballs verschwunden.

Fest steht, dass die deutsche Bundesliga in der neuen Saison einen Zuschauerschwund erleben wird. Mit Hannover, Nürnberg und Stuttgart sind publikumsstarke Vereine, die in großen Stadien kicken, abgestiegen. Aufgestiegen sind neben dem 1. FC Köln mit Union Berlin und Paderborn dafür zwei Klubs mit Kleinststadien. Über einen Bau einer neuen, größeren Spielstätte für Union ist noch nicht entschieden worden. Die uneingeschränkte Unterstützung der Zuschauer haben Unions Spieler so oder so. Trimmel: "Unsere Fans pfeifen uns nicht aus, pushen uns immer. Auch wenn wir 0:5 hinten sind." (Florian Vetter, 16.8.2019)