Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer: "Das wichtigste Ziel, mehr Spannung zu erzeugen, wurde erreicht."

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Wien – Die erste Zwölferliga ist Fußballgeschichte, Bundesligavorstand Christian Ebenbauer zog am Dienstag Bilanz. Er stellte drei Kernfragen des Lebens: "Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wo bin ich jetzt?" Die letzte Frage war leicht zu beantworten, in einem Restaurant am Wiener Karlsplatz. Da es verwegen wäre, das eigene Nest zu beschmutzen, stellte Ebenbauer fest: "Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Das wichtigste Ziel, mehr Spannung zu erzeugen, wurde erreicht. Die zwei Zehnerligen konnten nicht mehr gestemmt werden, wir mussten aus der Not eine Tugend machen. Es war einfach viel mehr Storytelling dahinter." Es sei fast müßig, über die Gerechtigkeit einer Punktehalbierung nach dem Grunddurchgang zu diskutieren. "Die Klubs wollten es so." Allerdings wird Sturm Graz bei der Klubkonferenz am 18. Juni beantragen, Sinn oder Unsinn der Halbierung zu thematisieren.

Dass es im Laufe der Saison zu acht Trainerentlassungen gekommen ist, führt Ebenbauer nicht unbedingt aufs Format zurück. "Natürlich sind es zu viele, aber im Profisport herrscht eben Druck." Die Zuschauerzahlen sind um rund ein Prozent gestiegen (zuletzt 6400 im Schnitt), man hatte sich mehr erwartet, die endgültige Bilanz folgt. Neun Klubs haben zugelegt, drei, nämlich Rapid (minus 13 Prozent), Mattersburg und Altach, abgebaut. Bei Krösus Rapid lag es am Verpassen der Meistergruppe. Ein Vergleich mit der Zehnerliga ist bedingt seriös, es gab dort keine Playoffs und nur 180 Spiele (jetzt 195). Logischerweise hatten die Aufsteiger Hartberg und Innsbruck ein Plus.

Keine Vergleichswerte

In einer repräsentativen Umfrage des market-Instituts zeigten sich 24 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen sehr am Fußballgeschehen interessiert. Männer weit mehr als Frauen, für diese Erkenntnis bedarf es keiner Studie. Vergleichswerte aus England, Deutschland oder Usbekistan liegen nicht vor. Die Reform ist den Befragten relativ wurscht. Ebenbauer: "Die Zwölferliga ist nicht hundertprozentig angekommen, es gibt Verbesserungspotenzial in der Kommunikation." Die Begeisterung für ausländische Ligen nimmt zu.

Der Vorstand wies mehrmals auf die höhere, "zum Teil künstlich erzeugte" Spannung hin. Wobei das mit den Schwierigkeiten von Rapid, der Austria und Sturm zu tun hatte. "Der Abstieg wurde in der letzten Runde entschieden, die Europacupplätze auch." Dass der Achte gegen den Siebenten noch um die Europa-League-Quali spielt und der Sieger (Rapid) binnen sechs Tagen drei Matches zu bestreiten hat, "ist etwas, worüber man sprechen kann".

Die 16 Vereine umfassende Zweite Liga hat laut Ebenbauer recht unbemerkt ihren Sinn erfüllt. "Sie ist der Flaschenhals zwischen Profitum und Amateurbereich." Im Schnitt kamen nicht einmal 1000 Fans, davor waren es 1600. "Es ist klar, weil die Amateurmannschaften kaum Zugkraft haben." Dass es diesmal keine Absteiger gibt, sei nicht ideal. "Man muss sich fragen, warum zum Beispiel kein Verein aus der Regionalliga Ost aufsteigen will." Noch einmal Ebenbauer: "Jedes System ist so gut, wie es gelebt wird." (Christian Hackl, 4.6.2019)