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Kanzlerin Brigitte Bierlein zieht im Bundeskanzleramt nicht wie Sebastian Kurz ins dunkle Kreisky-Zimmer, sondern ins lichtdurchflutete Metternich-Zimmer, in dem auch Wolfgang Schüssel residiert hat.

Foto: Reuters/Niesner

Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz residierte im Kreisky-Zimmer, weil er den SPÖ-Kanzler, "der das Land geprägt hat", sehr schätze. Der Sozialist nannte das dunkel vertäfelte 70-Quadratmeter-Büro, in dem als Erster Leopold Figl (ÖVP) residiert hatte (und nach ihm Julius Raab, ebenfalls ÖVP), gern despektierlich Zigarrenkistl. Brigitte Bierlein hat sich jetzt – so wie Wolfgang Schüssel im Jahr 2000 – für das Metternich-Zimmer entschieden. Hell, lichtdurchflutet, mit Blick auf den Volksgarten. Ihr direkter "Vormieter" war Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP), davor regierten aus dem Metternich-Zimmer die SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, Werner Faymann und Christian Kern.

Auch der Außenminister logiert im Kanzleramt – noch

"Noch", hieß es am Dienstag auf STANDARD-Anfrage, ist auch der neue Außenminister Alexander Schallenberg im Kanzler- und nicht im benachbarten Außenamt beheimatet. Er war dort ja schon unter Kurz als EU-Koordinator angesiedelt. Angesichts der Wichtigkeit dieser Agenden für die Übergangsregierung scheint die räumliche Nähe durchaus pragmatisch.

Was mit den bisherigen Kabinettsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, deren Dienstverhältnisse mit dem Ende der Amtszeit der jeweiligen Ressortchefs enden, passiert, ist offen. "Die gesamten Kabinette sind in Erarbeitung." Regierungs- und Ressortsprecher sind weiter im Einsatz, teilweise haben die neuen Minister die Pressesprecher ihrer Vorgänger übernommen, etwa in den Ministerien für Wirtschaft, Inneres, Äußeres, Finanzen, Bildung, Nachhaltigkeit und Verteidigung.

Think Austria denkt über Österreich nach – noch

Und was wird aus der von Kurz installierten "Einheit für Strategie, Analyse und Planung" alias "Think Austria"? "Die Stabsstelle besteht noch. Die Kanzlerin kann entscheiden, ob das weitergeht. Leiterin Antonella Mei-Pochtler, die offiziell als "Sonderbeauftragte von Bundeskanzler Sebastian Kurz" firmiert, habe einen "ehrenamtlichen" Dienstvertrag mit dem Kanzleramt, ihre Mitarbeiter hatten befristete Dienstverträge.

Generalsekretäre gibt es nur noch zwei: traditionell den im Außenamt plus Dieter Kandlhofer im Kanzleramt, der dort auch provisorisch die Präsidialsektion leitet und von Bierlein beauftragt wurde, "die Organisationsstruktur des Kanzleramts auf allen Ebenen zu evaluieren und allfällige Optimierungen auch zu den Generalsekretariaten zu unterbreiten". (Lisa Nimmervoll, 4.6.2019)