Panoramablick auf den Viedma-Gletscher im argentinischen Teil Patagoniens.
Foto: Jeremie Mouginot / UCI

Das zweitgrößte Eisreservoir der Südhalbkugel – nach der Antarktis natürlich – befindet sich im südlichsten Abschnitt des südamerikanischen Festlands, in Patagonien. Und die dortigen Gletscher wurden bislang in ihrem Ausmaß sogar noch grob unterschätzt: Ein internationales Team von Glaziologen kommt im Fachmagazin "Geophysical Research Letters" zur Bilanz, dass die patagonischen Gletscher 40-mal mehr Eis enthalten als die in den Alpen.

Das Ergebnis beruht auf einem ganzen Bündel von Messverfahren, die sich insgesamt über sieben Jahre erstreckten. Klassische Gletscherbegehungen gehörten ebenso dazu wie Untersuchungen mit niederfrequentem Radar vom Hubschrauber aus sowie gravimetrische Vermessungen: Letzteres ermöglicht die Berechnung des Eisvolumens durch die Detektion feinster Verzerrungen des irdischen Gravitationsfelds. So zeigte sich, dass die patagonischen Gletscher stellenweise bis zu 1,6 Kilometer dick sind.

Gletscher im Fluss

Patagoniens Gletscher waren nicht zuletzt deshalb bislang unterschätzt worden, weil herkömmliche Radarmessverfahren laut Studienerstautor Romain Millan nur an den flacheren Gletscherteilen zuverlässige Werte liefern. Die Eistemperatur in diesen Gletschern liege nämlich nur knapp unter dem Schmelzpunkt, und das von der Oberfläche bis hinab zum Grund. Damit in Zusammenhang steht auch, dass die patagonischen Gletscher zu den sich am schnellsten bewegenden der Welt gehören.

Leider haben sie sich in den vergangenen 40 Jahren auch stark ausgedünnt, berichten die Forscher. Was letztlich auch der Hintergrund der Messungen ist: Eine genaue Berechnung des Volumens ist nötig, um prognostizieren zu können, wie hoch der Beitrag Patagoniens zum Ansteigen des Meeresspiegels sein wird, wenn das Eis weiter abschmilzt. (red, 22. 6. 2019)