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Einige stören sich daran, dass Juxproteste gegen Trump ernsthafte Kritik überdeckten.

Foto: AP Photo/Matt Dunham

Ein fünf Meter hoher Roboter mit dem Antlitz des US-Präsidenten, der auf einem goldenen Klosett sitzt; ein Fesselballon, der den mächtigsten Mann der Welt als dauerquengelndes Baby in Windeln porträtiert; tausende Demonstranten mit Schmähplakaten, 10.000 Polizisten, die im Trubel für Sicherheit sorgen müssen – und mittendrin der Chef der wichtigsten Oppositionspartei Großbritanniens und jene Frau, die seine Außenministerin wäre.

Jeremy Corbyns Wunsch-Chefdiplomatin Emily Thornberry warf Donald Trump als Willkommensgruß entgegen, er sei ein "Sexualstraftäter und Rassist". Daran mag man inhaltlich kaum Falsches finden; am Ton gibt es allerdings auch unter Labour-Freunden Kritik. Kann die Partei in einer möglichen Regierung so überhaupt noch mit den USA verhandeln, fragen die einen. Andere stören sich daran, dass Juxproteste gegen Trump ernsthafte Kritik überdeckten.

All dem steht entgegen: Wer ernsthaft Trumps rassistisch-opportunistische Politik, seinen persönlich und politisch fehlgeleiteten Umgang mit Frauen und seine Aggressivität kritisieren will, wird beim Staatsbesuch nicht stillsitzen können, ohne Rückgrat einzubüßen – auch wenn nicht jeder Ton sitzt. Sonst ginge es Corbyn wie dem britischen Umweltminister Michael Gove: Der hatte Trump vor dessen Wahl eifrig kritisiert. Nun, da er Tory-Chef werden will, bettelte er um ein Treffen. Derartige Verbiegungen – und nicht Juxproteste – sind es, die der Sache wirklich schaden. (Manuel Escher, 4.6.2019)