Amabrush ist pleite.

Foto: zw/derstandard.at

Das Austro-Start-up Amabrush ist pleite. Das Unternehmen wollte eine elektrische Zahnbürste auf den Markt bringen, die "innerhalb von zehn Sekunden" die Zähne gründlich putzen sollte. In einem Blogeintrag wurde nun am Mittwoch bekanntgegeben, dass das Wiener Jungunternehmen Insolvenz angemeldet hat.

Crowdfunding und Ermittlungen

Amabrush hatte vor allem über Crowdfunding Geld für die Produktion gesammelt – 39.000 Menschen haben Geld gegeben und sollten im Gegenzug eine Zahnbürste erhalten. 8 Millionen Euro hat das Unternehmen aufgenommen. Zusätzlich wurden ab Februar 2018 die Zahnbürsten über einen eigenen Web-Shop vertrieben. Interessenten wurden auf www.amabrush.com Kaufverträge angeboten. Von denen konnte man zurücktreten, solange Amabrush keinen definitiven Lieferzeitpunkt nannte.

Konsumentenschützer Peter Kolba hatte jedoch Zweifel an dem Produkt und reichte eine Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ein. Daraufhin schaltete sich die Staatsanwaltschaft ein und ermittelte. Unter anderem das soll auch zur Pleite des Unternehmens geführt haben. So wird Kolba auch persönlich in dem Eintrag attackiert.

Amabrush

"Viele gute Dinge in der Pipeline"

Die Medienberichterstattung soll in der Folge dazu geführt haben, dass dem Start-up ein wichtiges Investment abhandenkam. "Wir waren dazu gezwungen, eine Presseagentur und Anwälte anzustellen, und sind aufgrund weiterer Kosten zu dem Entschluss gekommen, dass wir keinen positiven Ausblick mehr haben. Wir haben nun Insolvenz beantragt", ist auf der Website zu lesen. Ferner zeigt man sich traurig, weil das Unternehmen "viele gute Dinge in der Pipeline" gehabt und eine "stabile Zukunft" vor sich gesehen habe.

DER STANDARD

Qualitätsprobleme eingestanden

In dem Blogeintrag gesteht die Firma auch Qualitätsprobleme mit ihrer Wunderzahnbürste ein. Was zunächst stets von der Hand gewiesen wurde. Nach ersten Berichten, dass die Amabrush doch nicht so funktioniert wie angegeben, wurde beteuert, dass es sich um einen Anwendungsfehler handeln müsse.

Erst dauerte es lange, bis ein Hersteller gefunden wurde, dann habe es "erhebliche Abstriche bei Produktdesign und Funktionalität (gegeben), die durch die mangelnde Kompetenz der Produktionspartner bedingt war", so die Sichtweise von Amabrush. "Die Erwartungshaltung bei Kunden war groß. Das Produkt konnte diese zunächst nicht erfüllen", heißt es in der Firmenaussendung. Dennoch wurden bis zum 31. Mai rund 29.000 Zahnbürstensets ausgeliefert. "Die Reaktionen der Kunden auf das Produkt fielen sehr unterschiedlich aus", umschreibt Amabrush teils geharnischte Postings von Kunden.

Foto: Amabrush

Investoren sollen abgesprungen sein

Amabrush soll deswegen bereits Gespräche mit Investoren geführt haben, die auch gewillt gewesen seien, in das Produkt zu investieren, damit man doch noch alle Mängel beseitigen kann. Bis im April 2019 eben die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnahm und potenzielle Geldgeber abgesprungen sein sollen. Gegenüber Medien wurde bereits verlautbart, dass man an einer zweiten Version von Amabrush arbeite. Zu diesem Zeitpunkt hatten viele Crowdfunding-Unterstützer die Zahnbürste noch nicht einmal in ihren Händen.

Nun habe das Unternehmen 4,5 Millionen Euro Schulden und nur 0,5 Millionen Euro Vermögen, teilte Amabrush am Mittwochnachmittag mit. Dennoch werde eine Sanierung angestrebt, 20 Prozent der Schulden sollen dabei innerhalb von zwei Jahren zurückgezahlt werden. Kolba verweist darauf, dass Forderungen auf Rückzahlung von Beiträgen bzw. Kaufpreisen nun im Insolvenzverfahren angemeldet werden müssen. (dk/APA, 5.6.2019)