Gas sollte auch in der Energiewende eine große Rolle spielen, meint die Branche und rechnet vor, dass der Umstieg von großteils fossilen auf weitgehend erneuerbare Energien damit günstiger zu bewerkstelligen sei. Sofern man auf "grünes" Gas setze.

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Wien – Der schrittweise Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energien, der unter dem Begriff Energiewende läuft, ist ein Milliarden-Investitionsprogramm. "Wenn man dabei auf erneuerbares Gas setzt, geht es aber billiger", sagt der Geschäftsführer des Fachverbands Gas-Wärme, Peter Weinelt, dem STANDARD. Wie viel billiger, das hat das in Köln beheimatete Institut Navigant im Auftrag des Fachverbands berechnet.

Ergebnis: Wenn die gesamte bereits vorhandene Gasinfrastruktur bis hin zu den Gasendgeräten genutzt und diese mit Strom kombiniert wird, fallen knapp drei Milliarden Euro weniger Kosten pro Jahr an als in einem Szenario, wo Gas nur mehr zur Erzeugung elektrischer Energie bei Strom-Spitzenlasten eingesetzt wird. "Grünes Gas" könnte helfen, den Strom-Erzeugungsüberschuss vom Sommer in den Winter zu transferieren, um dort die Bedarfslücke zu schließen.

Gasspeicher als Puffer

"In den Gasspeichern bringen wir den Stromverbrauch eines ganzen Jahres unter", sagt Weinelt, der im Hauptberuf Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Stadtwerke ist. Die saisonale Lücke wird dabei mit elf Terawattstunden (TWh) an elektrischer Energie angenommen. Gasspeicher seien "die Batterie des Landes", sie könnten mit 93,2 TWh 30-mal so viel speichern wie alle Pumpspeicherkraftwerke zusammen (3,0 TWh). Der Speicherbeitrag von Elektroautos wäre demgegenüber sehr gering (0,05 TWh bei einer Million E-Autos).

Die Branche macht sich auch für eine nichtdiskriminierende Förderung von Biogasanlagen stark. Davon gibt es derzeit noch knapp 300. Viele stehen mit dem Rücken zur Wand. Bei einem bundesweiten Fördermechanismus, der zur Einspeisung von erneuerbarem Gas in die Leitungen erforderlich sei, gehe es um ein marktnahes Fördermodell mit Ausschreibungen und Marktprämien. Ein Quotenmodell lehne man ab, sagt Weinelt: "Wir wollen den regionalen Aspekt erhalten."

Erneuerbares-Ausbau-Gesetz

Durch den Abtritt der Regierung Kurz sei nun auch das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz auf die lange Bank geschoben und damit die Phase der Unsicherheit verlängert. Ursprünglicher Plan war, das neue Förderregime Anfang kommenden Jahres, spätestens aber bis zum Sommer 2020 in Kraft zu setzen. Das dürfte sich nun kaum mehr ausgehen. (Günther Strobl, 7.6.2019)