Dass Elefanten hochintelligente Tiere mit großen Fähigkeiten sind, ist unbestritten. Berühmt ist ihr gutes Gedächtnis, doch das ist längst nicht alles, womit die Dickhäuter aufwarten können. Vergangene Studien haben etwa gezeigt, dass Elefanten menschliche Stimmen nach Sprache, Alter und Geschlecht unterscheiden können. Sie gehören auch zu den wenigen Tieren, die den Standardtest zur Erforschung der Selbstwahrnehmung mit Bravour meistern – sie erkennen sich selbst im Spiegel.

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Immer dem Rüssel nach – bei Elefanten führt dieses Prinzip zu einem volleren Magen.
Foto: Reuters/LEE JAE-WON

Im Vorjahr lenkten japanische Biologen das Augenmerk auf das erstaunliche Mengenverständnis Asiatischer Elefanten. In einem Experiment konnten sie zeigen, dass die Tiere dazu in der Lage sind, Mengen verlässlich einzuschätzen. Auf einem Touchscreen wurden ihnen jeweils zwei Bilder mit verschiedenen Früchten in Mengen von null bis zehn Stück gezeigt und sie wurden belohnt, wenn sie die Abbildung mit der größeren Menge berührten. Zwei Drittel der Durchgänge endeten mit dem zufriedenen Schmatzen eines erfolgreichen Elefanten.

Finde die größere Portion

Jetzt berichtet ein Forscherteam im Fachblatt "PNAS", dass Asiatische Elefanten Mengen nicht nur visuell einschätzen können: Offenbar schaffen es die Dickhäuter allein durch ihren beeindruckenden Geruchssinn, größere Portionen von kleineren zu unterscheiden.

Riech- Saug- und Greiforgan, Schnorchel, Ausdrucksmittel und Waffe: der Elefantenrüssel.
Foto: APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Elefanten sind für ihren ausgezeichneten olfaktorischen Sinn bekannt – sie stellen damit jeden Spürhund in den Schatten. Wissenschafter um Joshua Plotnik vom Hunter College in New York hatten nun die Idee für ein neues Experiment: In zwei Kübeln füllten sie unterschiedlich große Mengen von (unter Elefanten sehr beliebten) Sonnenblumenkernen und verschlossen sie mit Deckeln, in die vorher kleine Löcher gebohrt worden waren.

Eindeutige Wahl

Anschließend wurden die verschlossenen Kübel einem Elefanten zum kurzen Beschnuppern angeboten. Das Tier konnte dann die Wahl treffen, welcher Kübel geöffnet werden sollte – und siehe da: Die Elefanten entschieden sich weitaus häufiger für den Kübel mit dem umfangreicheren Inhalt. Je größer der Mengenunterschied war, desto leichter taten sich die Elefanten bei ihrer Wahl, insgesamt schnitten männliche Tiere besser ab als weibliche.

Das Elefanten-Buffet ist eröffnet.
Foto: imago/Hu Chao

Den Forschern zufolge sei dies der erste Nachweis für eine solche Fähigkeit bei einem Tier überhaupt. Sie weisen auch auf eine mögliche Anwendung hin: In Gebieten, in denen es zu Konflikten zwischen Elefanten und Menschen kommt, ließen sich die Tiere vielleicht aus besiedelten Gebieten per Futterduft gezielt weglocken. In Anbetracht der gängigen Praxis, die Tiere gewaltsam oder mithilfe von Feuerwerken zu vertreiben, wäre das wohl einen Versuch wert. (David Rennert, 6.6.2019)