Josef Schinwald, Markus Feldbach, Markus Grünwald und Helmut Neubacher testeten die Bildbeschreibung per App.

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Die Geschäftsführerin des Das Kino, Renate Wurm, sagte sofort zu, als Josef Schinwald, der Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbands, mit der Idee zu ihr kam.

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Salzburg – Filme für blinde und sehbehinderte Menschen gibt es nun im Salzburger Filmkulturzentrum Das Kino. Der Obmann des Salzburger Blinden- und Sehbehindertenverbands (BSV), Josef Schinwald, und drei weitere Männer testen erstmals die kostenlose App Greta. Mit dem Smartphone und Kopfhörern können Betroffene den Film über die Audiodeskription mitverfolgen. Neben der normalen Tonspur, die wie immer über die Lautsprecher im Saal läuft, liefert die App eine zusätzliche Bildbeschreibung.

"Ich kann mir den Film mit dem Rücken zur Leinwand ansehen", scherzt Schinwald vor dem ersten Test. Das Handy hat er bereits gezückt, die Kopfhörer aufgesetzt. Dann geht die deutsche Komödie "Die Goldfische", die von einer Behinderten-WG handelt, los. Die App synchronisiert sich über den Lautsprecher des Smartphones mit der Tonspur im Kino. Eine weibliche Stimme schildert in knappen Worten aber durchaus genau wichtige Elemente der Handlung, Gestik, Mimik und relevante Umgebungsdetails.

"Es geht um Teilhabe"

"Es hat tadellos funktioniert. Es lässt sich einfach starten, und es wird nicht in die Filmhandlung hineingesprochen", resümiert Tester Markus Feldbacher. Er werde die App bestimmt öfter nutzen und könne nun mit sehenden Freunden ins Kino gehen. "Normal nutze ich die Bildbeschreibung nicht, weil es mich zu sehr anstrengt. Die Lautstärke und die Nebengeräusche, das ist mir zu viel", sagt Tester Helmut Neubacher.

Es gebe auch unter Blinden visuellere Typen, die sich Szenen wie ein Bild im Kopf gerne vorstellen, erklärt der Obmann des BSV. Für andere sei diese Beschreibung wiederum unwichtig. "Wesentlich ist die Möglichkeit, damit ich entscheiden kann, ob ich es verwende", sagt Schinwald. Immerhin leben in Österreich 300.000 Menschen mit einer irreparablen Sehbeeinträchtigung, in Salzburg sind es 1.500. "Es geht um Teilhabe, einfach ins Kino gehen zu können und bei den neuesten Filmen dabei zu sein", sagt Schinwald. Er geht noch einen Schritt weiter: "Man könnte auch überlegen, die Vergabe der Filmförderung an die Barrierefreiheit zu knüpfen."

Die Kinos müssen andere Kopien anfordern

Renate Wurm, Geschäftsführerin von Das Kino, war sofort dabei, als der BSV mit der Idee auf sie zukam. Für das Kino selbst entstehen keine Mehrkosten. Es müsse nur eine andere Filmkopie beim Verleiher angefragt werden. "Die Verleiher sind da selber noch nicht ganz im Bilde, aber das Angebot hat sich in den letzten Jahren stark verbessert", sagt Wurm. Nun könnten bereits viele breitenwirksame Filme mit einer Bildbeschreibung angeboten werden. Im Das Kino werden nun laufend Filme mit der App-Funktion angeboten und im Programm gekennzeichnet.

Laut App sind auch weitere Kinos in Österreich Partner – etwa das Moviemento in Linz oder das Metropol in Innsbruck. Je bekannter die Möglichkeit für barrierefreies Kino werde und je mehr Kinos mitmachen, desto besser werde wohl auch das Angebot werden, meint Wurm. (Stefanie Ruep, 7.6.2019)