Ökologisch und fair produzierte Mode hat derzeit Oberwasser. Was man täglich auf der Haut trägt, soll der Umwelt und anderen Menschen nicht schaden und nicht krank machen – das ist heute vielen wichtig, die ihren Konsum im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten so bewusst wie möglich gestalten wollen. Doch diese Überlegungen enden oft bei Bikini, Badeanzug und Schwimmshorts. Fair hergestellte und ökologisch verträgliche Bademode – wie soll das gehen? Dass es geht und zudem schön sein kann, zeigen gleich mehrere Hersteller.

Swim-win

Das Wiener Label Margaret and Hermione um Barbara Gölles etwa fertigt Badeanzüge und Bikinis aus Garn, das aus im Meer treibenden Fischernetzen gesponnen wird. Diese Netze können für die Tiere des Meeres zur Todesfalle werden – zu Bademode verarbeitet sind sie im schönsten Sinne unschädlich gemacht. Die Bademode aus Netzen wird in Kroatien handgefertigt und in Deutschland bedruckt, im gesamten Produktions- und Verpackungsprozess kommen ausschließlich Eco-zertifizierte Materialien zum Einsatz.

Foto: Irina Gavrich/Margarete and Hermione

Die Verarbeitung der Bademode ist hochwertig, das Material relativ fest und sehr widerstandsfähig – das hält lange. Ist auch Sinn der Sache, denn nachhaltiger Konsum und Wegwerf-Mentalität widersprechen sich.

Foto: Irina Gavrich/Margarete and Hermione

Ebenfalls auf Recycling setzt das dänische Label Underprotection, das Abfall von Stränden sammelt und etwa aus recyceltem Polyester oder Nylon schöne feminine Bademode fertigt.

Foto: underprotection

Genäht wird nach Angaben des Labels unter fairen und sicheren Bedingungen in einer kleinen Fabrik in Neu-Delhi, die ausschließlich für Underprotection produziert. Die Herstellungsdetails sind sehr detailliert auf der Website beschrieben.

Foto: underprotection

Seine Produktion transparent macht auch das deutsche Label Mymarini, das ein großes Sortiment zeitlos schöner Bademode anbietet. Genäht wird in Deutschland, der Stoff kommt aus ökologischer Fertigung in Italien. Verwendet wird eine Ökopolyamidfaser, deren Produktion weniger als die Hälfte an Wasser braucht als herkömmliche Stoffe, auf Farbversiegler und andere chemische Zusätze wird verzichtet.

Foto: Christin Schwarzer/Mymarini

Alle Stücke sind inside-out tragbar, sehr formstabil und belastbar, bleichen nicht aus und halten lange. Das Gegenteil von Fast Fashion. Nach Angaben der Hersteller sind sie für besondere Belastungen gemacht – Surfen, Beachvolleyball oder sportliches Schwimmen im Salzwasser.

Foto: Christin Schwarzer/Mymarini

Individuell geht es bei der Wiener Lingeriedesignerin Daniela Paradeis zu, die Bikinis handfertigt und auf Wunsch individuell anpasst. Zum Einsatz kommen etwa recyceltes Polyester oder Viskose aus Überproduktion.

Foto: Jürgen Hiller für Daniela Paradeis

Die Einfass- und Trägerbänder kommen aus Österreich, die Verschlüsse ebenfalls aus dem Lagerstand einer Überproduktion.

Foto: Sandra Maria Photo für Daniela Paradeis

Seit vielen Jahren weisen Konsumentenschützer und Umweltorganisationen pünktlich zum Auftakt der Badesaison darauf hin, dass in konventioneller Bademode für Erwachsene und Kinder zum Teil gefährliche Chemikalien stecken. In entsprechenden Tests lassen sich regelmäßig bei etwa der Hälfte der Produkte per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) nachweisen, die die Fortpflanzung schädigen und das Immunsystem stören können. Doch so mancher Bestandteil ist nicht nur gesundheitlich bedenklich – die in fast allen Proben nachgewiesenen Alkylphenolethoxylate schaden der Umwelt: Ihre Abbauprodukte sind für Fische und andere Wasserbewohner giftig.

Hier bietet ökofaire Bademode, die möglichst "lokal" produziert wird, eine gute Alternative – auch wenn das Mikroplastikproblem damit nicht vollständig gelöst ist. Dass die teils sehr aufwendig von Hand gefertigten Badeanzüge und Bikinis teurer sind als die in Masse produzierte Schwimmbekleidung namhafter Anbieter mit großer Infrastruktur, ist keine Überraschung. Wer gezielt zu hochwertigen und nachhaltigen Produkten greift, darf sich aber über sehr lange Haltbarkeit freuen und braucht nur ein Stück. Das rechnet sich. (lima)

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