Ein Erzähler, der nicht mit eigenen Ansichten spart: "Bergman in Uganda" thematisiert Übersetzungsprobleme in Afrika.

Foto: Öhrn

Holzbänke, ein paar vergilbte Poster an den Wänden, stapelweise DVDs. Der Schauplatz von Markus Öhrns Bergman in Uganda ist ein Ersatzkino in einer Barackensiedlung von Kampala, in der internationale Filme für die Lokalbevölkerung "übersetzt" werden. Ein VJ – analog zu den DJs – kommentiert die Handlung live, spricht Dialoge ein und lässt, wie zumindest Öhrns Beispiel zeigt, auch sonst wenige Gelegenheiten aus, seine spontanen Eingebungen mit anwesendem Publikum zu teilen.

"Ich sehe keinen Sinn in all dem", sagt der Sprecher beispielsweise gleich nach dem Start des Films einmal – und gefällt sich darin, Differenzen, nicht Einsichten zu vermitteln. Öhrn hat einen modernistischen Klassiker des Autorenkinos, Ingmar Bergmans Persona (1966), als Fallbeispiel gewählt – ein Film, zu dem der schwedische Künstler auch selbst ein enge Beziehung hegt. Bei den Festwochen sitzt man in der Gösserhalle zwischen Afrika und Europa: Auf der einen Seite läuft Bergmans Films – leider ohne Untertitel – auf der Leinwand, auf der anderen das Video mit dem VJ und seinen Zuhörern. Auf deren mal amüsierten, mal irritierten Gesichtern mitzulesen, ist einer der Aspekte der Arbeit, der Spaß bereitet.

Stößt auf Abwehr

Allzu viele Erkenntnisse darf man sich von Bergman in Uganda allerdings nicht erwarten. Das liegt zum einen daran, dass die zentrale Konstellation von Persona bei dem jungen Moderator auf Abwehr stößt. Bergmans Studie über zwei Frauen, einer plötzlich verstummten Schauspielerin und einer Krankenschwester, die sich auf ein Haus am See zurückziehen, ist für ihn so exotisch wie für den westlichen Durchschnittszuschauer wohl jeder Film des Senegalesen Ousmane Sembène.

Betont wird von dem VJ so meist nur das, was anders als in der eigenen Lebenswelt erscheint, sei es der emotionale Überfluss oder die Praxis, sonnenzubaden – und aus dieser Abwehr erwächst schnell ein Urteil. Persona bietet in seiner Konzentration auf weibliches Begehren, intime Geständnisse und innere Blockaden dementsprechend viele Anlässe für Kopfschütteln oder Gekicher über Beispiele westlicher Dekadenz. Zumal jener von Frauen.

Öhrn wollte mit seiner Installation auf die Kritik eines eurozentrischen Kunstbegriffs hinaus, der eben nicht universell übertragbar sei. Interessanter aber ist fast die Beobachtung, dass Bergmans Film, den man auch als Kampf zweier Frauen aus unterschiedlichen Schichten lesen kann, hier meist nur zur Leinwand sozialer Ressentiments gerät. (Dominik Kamalzadeh, 7.6.2019)