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Foto: REUTERS/Mike Blake

Washington – Der Handelskonflikt mit China hinterlässt nun auch in den USA deutlich wahrnehmbare Spuren. Der sich in den vergangenen Monaten zuspitzende Konflikt lässt die US-Wirtschaft bei Neueinstellungen um einiges zurückhaltender werden.

Im Mai entstanden nur noch 75.000 Jobs, wie die US-Regierung am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem deutlich größeren Plus von 185.000 gerechnet. Zudem fiel der Zuwachs im April von 224.000 Jobs um fast 40.000 geringer aus als zunächst gemeldet. Die Arbeitslosenquote verharrte im vergangenen Monat bei 3,6 Prozent.

"So, Herr Trump, die Zollstreitigkeiten belasten nun auch die US-Wirtschaft", kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die an den Finanzmärkten stark beachteten Daten. "Der industrielle Sektor und der Technologiebereich drücken mit Neueinstellungen bereits auf die Bremse oder streichen auch schon Jobs. Der Hintergrund ist klar: Die Zölle belasten die US-amerikanische Wirtschaft." Ähnlich schätzt das der Chefvolkswirt von Fannie Mae, Doug Duncan, ein, der mit Blick auf den Handelskrieg sagte: "Die Arbeitgeber sind risikoscheu", was zu weniger Neueinstellungen führe.

Steigende Spannungen

Die Spannungen zwischen den USA und China sind nach dem Scheitern der Handelsgespräche Anfang Mai stark gestiegen. Chinas Präsident Xi Jinping sagte in St. Petersburg mit Blick auf den Handelsstreit, es sei wichtig, das weltweite Handelssystem zu schützen. "Wir sollten trotz unserer Differenzen eine Lösung finden." Seit dem 10. Mai gibt es keine persönlichen Treffen zwischen beiden Seiten mehr. Damals wurden die Zölle für chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar auf 25 Prozent erhöht, was Peking zu Vergeltungsmaßnahmen veranlasste. Zumindest die geplante Erhöhung der Importzölle auf bestimmte chinesische Waren werden nun um zwei Wochen auf den 15. Juni verschoben. Bis dahin würden bei einigen Produkten noch keine Aufschläge berechnet, so das Büro des US-Handelsbeauftragten.

Nicht nur mit China liegen die USA im Clinch, sondern auch mit Mexiko. Ab kommender Woche werden nun nach zahlreichen Drohungen tatsächlich Aufschläge von fünf Prozent auf Importe aus dem südlichen Nachbarland verhängt, weil die Regierung nach Trumps Einschätzung nicht stark genug gegen Einwanderer vorgeht. "Treten nun am Montag die Strafmaßnahmen gegenüber Mexiko in Kraft, fängt es richtig an zu schmerzen", sagte Gitzel.

Erheblicher Wirbel

An den Märkten sorgten die Arbeitsmarktdaten für erhebliches Aufsehen. Der Dollar wertete merklich ab, während der Euro über die Marke von 1,13 Dollar kletterte. "Der US-Aufschwung beruht vor allem auf einem kräftig expandierenden privaten Konsum, der wiederum von dem starken Stellenaufbau und den steigenden Löhnen angeschoben wird", sagte der Commerzbank-Experte Christoph Balz. "Insofern sendet der Arbeitsmarktbericht ein eindeutiges Warnsignal hinsichtlich der Konjunktur aus."

Viele Investoren sehen sich deshalb in ihren Spekulationen bestärkt, dass die US-Notenbank (Fed) ihren Leitzins senken könnte. Sie hat angesichts der globalen Abkühlung und der gedämpften Inflation in den USA eine längere Pause eingelegt. 2018 hob sie den Schlüsselsatz viermal an – zuletzt im Dezember.

Die einflussreiche Direktorin Lael Brainard sagte jüngst, die Fed sei vorbereitet, die Geldpolitik zur Stützung des Wachstums anzupassen. Auch wenn die Wirtschaft rundlaufe, gingen von der Handelspolitik Risiken für die Konjunktur aus. (Reuters, 8.6.2019)