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Huawei steht unter Beschuss.

Foto: JORGE SILVA / REUTERS

Wenn es eines gab, dass nach dem Bann des US-Handelsministeriums für Huawei überraschte, dann die offensichtliche Zurückhaltung der chinesischen Regierung. Doch angesichts dessen, dass derzeit kein Umdenken in Sicht ist, scheint auch in Peking langsam die Geduld ihre Ende zu finden.

Drohung

Die chinesische Regierung hat mehrere US-amerikanische Techgiganten vor "schrecklichen Konsequenzen" gewarnt, wenn sie sich nicht gegen die Anordnung der Trump-Administration zur Wehr setzen sollten. Dies berichtet die New York Times in einem aktuellen Artikel. Die Drohung soll im Rahmen eines geheimen Treffens verschiedener chinesischer Regierungsstellen mit den wichtigsten Chipherstellern aber auch anderen Tech-Firmen ausgesprochen worden sein. Eine genaue Liste der Teilnehmer gibt es dabei allerdings nicht.

Forderungen

Konkret sollen die Regierungsvertreter die Techbranche nicht nur dazu aufgefordert haben, sich aktiv gegen den Huawei-Bann stark zu machen, sondern sich auch generell Anordnungen zum Abbruch der Kooperation mit einzelnen Unternehmen zu widersetzen. Eine Forderung, die zumindest bei den anwesenden US-Firmen allerdings kaum realistisch erscheint, wie die New York Times betont. Wäre ein solcher Schritt doch ein offener Rechtsbruch, den sich kein US-basiertes Unternehmen leisten kann.

Angst um die Fertigung

Überraschend ist zudem, wie offen die Vertreter des chinesischen Staates dem Bericht zufolge noch einen anderen Punkt ins Spiel gebracht haben: Denn auch für den Fall, dass die betreffenden Firmen die Produktion ihrer Geräte aus China abziehen, soll man Konsequenzen angedroht haben. Genau dieser Trend zeichnet sich derzeit aber ab: So hat Samsung erst vor einigen Monaten die weltgrößte Smartphone-Fertigung in Indien eröffnet, und auch Apple soll derzeit sehr offensiv auf der Suche nach Produktionsstätten außerhalb Chinas sein. Damit würde aber natürlich die chinesische Regierung einen wichtigen Hebel im Handelsstreit mit den USA verlieren.

Der seit langem schwelende Streit der US-Regierung mit Huawei war im Mai mit einer Anordnung des US-Handelsministeriums eskaliert. Diese verbietet es US-Firmen – und allen, die US-Technologien in ihren Produkten einsetzen – Geschäftsbeziehungen zu Huawei aufrecht zu erhalten. Infolge verkündeten viele Firmen wie Google, Intel oder auch ARM das Ende der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hardwarehersteller.

Widerspruch

Bei einigen der betroffenen Unternehmen will man sich damit aber nicht so einfach zufrieden geben, so lobbyiert Google mittlerweile für eine Ausnahme, um Huawei weiter mit neuen Android-Versionen versorgen zu können. Der Bann würde die Sicherheit der Nutzer massiv gefährden, so die Argumentation. Gleichzeitig fürchtet Google aber wohl auch Schaden für das Android-Ökosystem, wenn einer der größten Hersteller plötzlich wegfällt und zu eigenen Alternativen greift. (apo, 9.6.2019)