Die Landeshauptstadt am Bodensee soll einen neuen Bahnhof bekommen. Beschlossen werden soll das Projekt schon bei der Gemeinderatssitzung am Mittwoch – überhastet, monieren Gegner.

Foto: Bregenz Tourismus, Christiane Setz

Bregenz – Am Mittwoch sollen in Bregenz die Weichen für den Neubau des Bahnhofs gestellt werden. Für Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) ist das eine längst überfällige Entscheidung: "Wir haben den hässlichsten und am wenigsten funktionalsten Bahnhof aller Landeshauptstädte." Zusammen mit der ÖBB und dem Land Vorarlberg soll das geändert werden. 77 Millionen Euro will man investieren, wobei den Löwenanteil die ÖBB übernehmen wird, so der Plan. Anvisierter Baustart ist 2021.

"Überhastetes Vorgehen"

Doch die Freude über den neuen Verkehrsknotenpunkt teilen nicht alle. SPÖ-Stadtrat Michael Ritsch hält das Vorgehen für überhastet: "Diesen plötzlichen Zeitdruck können wir so nicht nachvollziehen." Denn neben der von Ritsch so genannten "Amtsvariante", die am Mittwoch abgesegnet werden soll, gäbe es eine Alternativvariante. Sie stammt von dem aus Bregenz stammenden Architekten Roland Gnaiger. Er hat sie mit seinen Studenten an der Kunstuniversität Linz ausgearbeitet.

Stadtrat Ritsch sowie die Initiative "See-und-Stadt-und-Bregenz", ein Zusammenschluss von Kulturschaffenden sowie Architekten, würden diese Alternativvariante gerne weiterdiskutieren. Weil mit dieser Entscheidung auch die Weichen für die stadtplanerische Zukunft gestellt würden, so die Vorbehalte. Dass nun schon am Mittwoch über den Bahnhofsneubau abgestimmt werden soll, kritisieren die Gegner als überhastet. "Die Gnaiger-Variante hat mehr Charme. Sie sieht vor, die Innenstadt auszudehnen und eine Flaniermeile zu schaffen", erklärt Ritsch dazu.

Schlüssel für weitere Stadtplanung

Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) kann die Kritik nicht nachvollziehen: "Von schnell durchboxen kann keine Rede sein. Seit gut zehn Jahren laufen intensive Planungen." Auch er sieht die Neugestaltung des Bregenzer Bahnhofs als Schlüssel für alle weiteren stadtplanerischen Projekte. Doch die erst im Frühjahr erzielte Einigung zwischen ÖBB, Land und Stadt nun wieder infrage zu stellen würde sämtliche Pläne "um Jahre zurückwerfen", so Linhart.

Für den Bürgermeister gibt es "keine bessere Alternativvariante". Die Gnaiger-Lösung sei verkehrstechnisch nicht ausgereift. "Es geht darum, einen machbaren und vertretbaren Weg zu wählen", sagt Linhart. Dem widerspricht SPÖ-Stadtrat Ritsch, der sich mehr Zeit zum Diskutieren der unterschiedlichen Varianten erbitten würde. Die Abstimmung am Mittwoch werde er für die SPÖ-Mandatare aber freigeben, so Ritsch: "Es gilt kein Klubzwang."

Die Grünen wollen für die mit der ÖBB und dem Land Vorarlberg akkordierte Variante stimmen, sagt Vizebürgermeisterin Schoch. "Die Gnaiger-Variante würde einen Keil zwischen die Stadtteile treiben und eine Mauer durch Bregenz errichten." Dem gegenüber stehe ein ausgearbeitetes Projekt, das ausfinanziert sei. "Würden wir dagegen stimmen, stünden wir wieder bei Null. Das zugesicherte Geld von ÖBB und Land wäre weg", ist Schoch überzeugt.

Vorbild Innsbrucker Bahnhof

Am Mittwoch sollen die Detailpläne für den neuen Bregenzer Bahnhof präsentiert werden. Er nehme Anleihen am Innsbrucker Hauptbahnhof und bringe Vorarlbergs Landeshauptstadt endlich die zukunftsweisende Verkehrslösung, die man brauche, so die Befürworter. (Steffen Arora, 11.6.2019)