Islamabad – Der pakistanische Ex-Präsident Asif Ali Zardari ist nach Vorwürfen der Geldwäsche verhaftet worden. Das bestätigte ein Sprecher der für die Korruptionsbekämpfung zuständigen Nationalen Rechenschaftsbehörde (NAB), Mohammad Bilal Khan, am Montag. Kurz vor der Festnahme in seinem Haus in Islamabad hatte ein Gericht in der Hauptstadt ein Kautionsgesuch Zardaris abgelehnt.

In den Geldwäschefall um Zardari sollen 170 Personen involviert sein, darunter seine Schwester, sein Sohn und mehrere Mitglieder der Pakistanischen Volkspartei PPP, dessen Vizechef Zardari ist. Laut Angaben der NAB sollen "Millionen US-Dollar" über gefälschte Bankkonten, die zwischen 2013 und 2015 eröffnet wurden, gewaschen worden sein. Zardari war in der Vergangenheit bereits mehrere Jahre wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis, wurde aber nie schuldig gesprochen. Aufgrund seiner angeblichen Bestechlichkeit hatte Zardari in der Bevölkerung den Spitznamen "Herr Zehn Prozent".

Witwer von Benazir Bhutto

Zardari ist der Witwer der 2007 ermordeten Ex-Premierministerin Benazir Bhutto. Er war von 2008 bis 2013 Präsident Pakistans. Die Volkspartei PPP hatte er nach der Ermordung seiner Frau übernommen, heute führt sie ihr gemeinsamer Sohn Bilawal Bhutto Zardari. Asif Ali Zardari ist Mitglied des Parlaments.

Die oppositionelle PPP hatte Proteste mit Straßensperren angekündigt, sollte Zardari verhaftet werden. Ein Sprecher der PPP rief Parteianhänger am Montag dazu auf, friedlich zu bleiben.

Mehrere Oppositionspolitiker, darunter der dreimalige Ministerpräsident Nawaz Sharif, sind aktuell in Pakistan im Gefängnis. Die Regierung von Ministerpräsident Imran Khan begründet dies mit einem harten Durchgreifen gegen Korruption. Die Opposition sieht die Vorwürfe politisch motiviert.

Sharif und Zardari gelten als Verfechter ziviler Herrschaft in dem Land, das fast die Hälfte seiner Geschichte vom Militär regiert wurde. Die Partei von Premier Khan gilt bei Experten als militärfreundlich. Dem Analysten Irfan Shehzad zufolge "scheinen die Festnahmen von Oppositionspolitikern Teil von Bemühungen zu sein, das politische Gleichgewicht zugunsten von Parteien zu ändern, die militärische Kontrolle akzeptieren".

Oppositionspolitiker sagten zudem am Montag, die Verhaftung sei eine Reaktion auf geplante Proteste gegen die Regierung. Diese steht wegen einer schweren Wirtschaftskrise und bevorstehenden Budgetkürzungen in der Kritik. (APA, 10.6.2019)