Am Sonntag hielt Papst Franziskus die Pfingstmesse im Vatikan.

Foto: imago images / ALESSIA GIULIANI

Vatikanstadt – Der Vatikan hat am Pfingstmontag eine kritische Stellungnahme zum Thema Gender veröffentlicht. Das Dokument kritisiert unter anderem Gender-Vorstellungen, die "Manipulationen des Körpers nach Belieben" befürworten, meldet Kathpress. Was Gefühlsleben und Sexualität angehe, herrsche ein "wahrhaftiger Bildungsnotstand", heißt es in dem Text der katholischen Bildungskongregation.

Das Dokument soll an katholischen Schulen zur Anwendung kommen und dort Lehrer dabei unterstützen, gegen Ideen vorzugehen, die "den natürlichen Unterschied zwischen Mann und Frau" bestreiten würden. Wie "Vatican News" auf Twitter bekanntgab, soll das Dokument außerdem dabei helfen, "katholische Beiträge zur aktuellen Debatte über die menschliche Sexualität" zu leiten.

In vielen Fällen würden "angeblich neutrale" Konzepte vermittelt, die in der Realität ein Menschenbild widergäben, das "dem Glauben und der lauteren Vernunft" widerspreche, heißt es in dem 57 Punkte umfassenden Text. Wenig überraschend wirbt das mehrseitige Dokument für die christliche Vorstellung von Familie. Zugleich wird betont, dass stets Respekt gegenüber allen Menschen zu lehren sei, unabhängig von ihrer persönlichen Situation, unter anderem etwa in Bezug auf den Glauben oder persönliche "Gefühlsneigungen".

"Als Mann und Frau schuf er sie"

Das Schreiben hat den Titel "Maschio e femmina li creo. Per una via di dialogo sulla questione gender nell'educazione", also "Als Mann und Frau schuf er sie. Für einen Weg des Dialogs zur Genderfrage in der Bildung". Familien sowie katholische Bildungseinrichtungen sollten demnach Vorbild sein, müssten jedoch auch besser auf aktuelle Entwicklungen und Diskussionen zu dem Thema vorbereitet werden. Das Dokument wurde am Montagnachmittag in mehreren Sprachen veröffentlicht, eine deutschsprachige Version gab es zunächst nicht.

Skeptische Äußerungen zur Gender-Theorie gab es zuvor bereits in Papst Franziskus' Schreiben zu Ehe und Familie, "Amoris laetitia". "Die menschliche Identität wird einer individualistischen Wahlfreiheit ausgeliefert, die sich im Laufe der Zeit auch ändern kann", heißt es in dem Lehrschreiben von 2016. Zu dem Thema haben sich zudem bereits einige Bischofskonferenzen geäußert, etwa die von Frankreich, Brasilien und den USA. (APA, red, 11.6.2019)