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US-Präsident Donald Trump (rechts) mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron beim D-Day-Gedenken in der Normandie. Kaum zurück in Washington, drohte Trump mit höheren Zöllen auf französischen Wein.

Foto: AP / Alex Brandon

Eben zurück aus Frankreich, wo er an den Gedenkfeiern der alliierten Landung von 1944 teilgenommen hat, knöpft sich Donald Trump die französischen Weine vor. "Frankreich erhebt auf amerikanische Weine hohe Zölle, wir auf französische nur sehr niedrige", sagte er dem Sender CNBC. Der französische Wein habe zwar einen sehr guten Ruf, bekannte der US-Präsident, der selber keinen Tropfen Rebsaft trinkt. Die kalifornischen Winzer hätten ihm aber bedeutet, dass "wir den französischen Wein für nichts in den amerikanischen Markt lassen, aber umgekehrt viel Geld zahlen, um US-Produkte in Frankreich zu verkaufen". Das sei unfair, meinte Trump: "Wir werden etwas dagegen unternehmen."

Was er damit genau meinte, präzisierte der Präsident in dem Interview nicht. Im Auge hat er zweifellos eine Erhöhung der Zölle auf französische Weine. Sein Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen: Während die Amerikaner die Weinimporte aus Europa je nach Flasche und Inhalt mit fünf bis 13 Cent belasten, kassieren die Europäer für amerikanische Weine mehr als doppelt so viel, nämlich elf bis 29 Cent. Diese letztere Abgabe legt die EU-Kommission fest, nicht Frankreich.

"Gewaltiger Markt"

Trump spricht allerdings – und dies nicht zum ersten Mal – nur die französischen Weine an, die in den USA als Prestigeprodukt gelten. In Paris und Bordeaux wird die Ankündigung neuer Strafzölle sehr ernst genommen. "Wir sind in Sorge, denn die USA sind gerade für die großen Bordeaux-Jahrgänge ein gewaltiger Markt", sagt der Weinhändler Jean-Pierre Rousseau. "Schon jetzt könnten die amerikanischen Importeure die Bestellungen stornieren, weil sie zuerst Klarheit über die geltenden Tarife haben wollen." Rousseau klagt, dass die französischen Weine immer wieder "als Geisel genommen" würden: "Als die Amerikaner während des Irakkriegs unsere Weine boykottierten, war das für unsere Exporte sehr hart."

Heute sind die USA für die französischen Winzer der erste Exportmarkt. Vor allem die teuren Tropfen aus dem Bordelais und dem Burgund erleben bei den Amerikanern jährliche Zuwachsraten von fünf Prozent. Weine, Champagner und Spirituosen wie Cognac bilden heute die zweitwichtigste Exportbranche Frankreichs nach der Luftfahrt (Airbus). Dagegen wiegen die kalifornischen Weine in Europa weniger, auch wenn sie in den letzten zehn Jahren stark aufgeholt haben. Der europäische Binnenmarkt ist heute ihr größter Abnehmer.

Strafzölle für Strafzölle

Trump scheut sich nicht, mit seiner Ankündigung einen neuen Handelsstreit über den Atlantik hinweg zu lancieren. Wenn er bewusst die französischen Weine angreift, bleibt er auch seiner Taktik treu, gezielt einzelne Länder herauszugreifen und bilaterale Verhandlungen anzustreben, in denen die USA mehr Gewicht auf die Waage bringen. Zugleich macht der amerikanische Präsident klar, dass er auch die Agrarprodukte in die geplanten Freihandelsgespräche zwischen den USA und der EU einbeziehen will.

Das lehnen vor allem die Franzosen kategorisch ab. In den sozialen Medien wird bereits dazu aufgerufen, als Gegenmaßnahme amerikanische Fastfoodketten mit höheren Strafzöllen zu belegen. Da Frankreich gegenüber den USA ein Handelsdefizit aufweise, sei es ein Leichtes, Trumps Drohung zu kontern. (Stefan Brändle aus Paris, 11.6.2019)