In Schwaz musste ...

APA/Zoom Tirol

... die Steinbrücke gesperrt werden.

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Sperren wegen Hochwassers gab es auch im Raum Terfens.

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Bregenz/Innsbruck – Die Hochwassersituation in Tirol ist auch am Mittwochabend weiterhin angespannt, aber stabil geblieben. Die Pegel in Innsbruck und Telfs waren laut Land Tirol in den frühen Abendstunden leicht rückgängig. So ging der Pegel in Innsbruck von einem Höchststand von 6,29 Meter auf 6,16 Meter zurück, in Telfs ging er von 5,10 Meter auf 5,07 Meter zurück.

Auch in der Bezirkshauptstadt Schwaz, in der eine Zivilschutzwarnung ausgegeben worden war, sank der Wasserstand leicht von 5,42 Meter auf 5,37 Meter. "Auch wenn sich die Pegelstände im Ober- als auch im Unterland Tirols als angespannt, aber stabil erweisen, bleiben alle bisher getroffenen Sicherheitsvorkehrungen vorerst aufrecht", betonte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). 140 Feuerwehren waren im ganzen Land mit 600 Mitgliedern im Einsatz bzw. in Bereitschaft.

"Auch wenn es nach wie vor noch Unsicherheitsfaktoren gibt, beispielsweise lokale Gewitter und Regen in den Schweizer Alpen, die in den nächsten Stunden noch zusätzlich Wasser zu uns bringen können, die Temperaturverteilung oder die bestehende Schneemenge auf den Bergen, dürften aus jetziger Sicht die Pegel entlang des Inns nicht mehr in großem Ausmaß steigen", berichtete Sicherheitsreferent Josef Geisler (ÖVP). Doch auch in den kommenden Tagen werden die Pegel noch auf Hochwasserniveau bleiben.

Alkoholisierte Lenkerin verletzte Feuerwehrmann

Während er mit den Arbeiten für den Hochwasserschutz beschäftigt war, ist ein Innsbrucker Feuerwehrmann am Mittwochabend von einer betrunkenen Autofahrerin angefahren und schwer verletzt worden.

Der 26-Jährige war laut Polizei im Bereich Herzog-Otto-Straße 18 eingesetzt, als er von einem in östliche Richtung fahrenden Pkw erfasst, zu Boden geschleudert und schwer verletzt wurde. Ein Alkotest mit der 68-jährigen Pkw-Lenkerin verlief positiv. Ihr wurde der Führerschein an Ort und Stelle abgenommen. Der Feuerwehrmann wurde in die Klinik Innsbruck eingeliefert.

Ein Radfahrer ist am Mittwochnachmittag zudem in die hochwasserführende Ötztaler Ache gestürzt und sofort abgetrieben worden. Eine Suchaktion blieb laut Polizei erfolglos, der Mann blieb unauffindbar.

Der bisher Unbekannte war mit einem E-Bike auf einer Gemeindestraße in Sautens vom Recyclinghof in Richtung Klärwerk gefahren. Als dem Mann ein Fahrzeug entgegenkam, hielt er sein Fahrrad am Straßenrand an und stürzte beim Versuch wieder anzufahren um. Dabei blieb das E-Bike an einer schmalen Böschung liegen, der Radfahrer stürzte in die Ache. Die sofortige Suchaktion von Wasserrettung, Feuerwehr, Polizei, zweier Rettungshubschraubern und dem Polizeihubschrauber brachte keinen Erfolg.

Regen aus Schweiz

Aufgrund der Niederschläge in der Schweiz werde es in den kommenden Stunden noch zu einem moderaten Wiederanstieg der Pegel kommen, hieß es. Neuerliche Niederschläge im Einzugsgebiet der Ötztaler Ache und der Ruetz zeigen noch keine Entspannung der Abflusssituation am Inn, erklärte Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft. Die punktuellen Niederschläge sollen noch in der Nacht abklingen. "Anschließend ist mit keinem großflächigem Regen bis Freitag zu rechnen. Für weitere konkrete Prognosen sind die Modelle in den nächsten Tagen erneut zu analysieren", erklärte Manfred Bauer von der ZAMG.

Es war zu kleinflächigen Wasserausuferungen an den Radwegen von Telfs bis Kematen und von Hall bis Volders gekommen. Auch Felder in einigen Gemeinden entlang des Inns waren vom Hochwasser betroffen. In der Innsbrucker Altstadt wurde in der Bad- und der Herrengasse ein mobiler Hochwasserschutz aufgestellt.

Zahlreiche Straßen- und Radwege mussten gesperrt werden. So wurden die Tiroler Straße (B171) zwischen dem Innsbrucker Stadtteil Kranebitten und Zirl, die Grießer Straße (L239) ab dem Kreisverkehr Längenfeld bis zur Abzweigung Gries und die Unterinntal Landesstraße (L215) zwischen Jenbach und Stans gesperrt. Der Inntal-Radweg war in Kufstein, Niederbreitenbach, St. Gertraudi/Brixlegg, Hall und Innsbruck teilweise nicht mehr befahrbar. Zudem wurden in Innsbruck die Karwendel Brücke, der Emile-Bethouard Steg, der Hans Psenner Steg und die New Orleans Brücke gesperrt, ebenso wie die Fußgängerbrücke an der Unteren Lend in Hall, die Montanwerksbrücke in Brixlegg und die Steinbrücke in Schwaz.

Auch die Universitätsbibliothek, die Tirol-Kliniken und die Innsbrucker Altstadt wurden auf ein Hochwasser vorbereitet. Flussabwärts, in Schwaz, musste am Mittwoch Zivilschutzalarm ausgerufen werden. Wegen der Gefahr von Verklausungen wurde die dortige Steinbrücke für den gesamten Verkehr gesperrt. In Münster, Kolsass und Terfens überflutete der Inn einzelne Felder. An der Grenze zu Bayern sorgte der hohe Wasserpegel des Flusses für die Sperre sämtlicher Fußgängerbrücken in der Festungsstadt Kufstein.

Sperren in Vorarlberg

In Vorarlberg mussten aus Sicherheitsgründen die Rheinvorländer im Bereich Lustenau für Fußgänger und Radfahrer gesperrt werden.

Mathias Speckle, Rheinbauleiter auf österreichischer Seite, ging aufgrund der Wetterprognosen für die Schweizer Einzugsgebiete des Rheins davon aus, dass man am Mittwochabend den Pegel-Höchststand erreichen werde: "Danach sollte eine Beruhigung eintreten. Für Donnerstagabend erwarten wir bereits wieder eine Normalisierung des Abflusses."

Schneeschmelze und Gewitter

Grund für die Hochwasserbedrohung war die ungünstige Kombination aus Schneeschmelze und lokalen Unwettern. Die Niederschlagsmengen selbst seien zwar im Rahmen des Üblichen. Doch allein durch das Schmelzwasser war der Inn-Pegel auf die Marke eines 30-jährlichen Hochwassers gestiegen. Der zusätzliche Regen der vergangenen Tage brachte das sprichwörtliche Fass dann beinahe zum Überlaufen.

Für Klaus Niedertscheider, Leiter des Sachgebiets Hydrographie und Hydrologie des Landes Tirol, ist die Ursache des Hochwassers ungewöhnlich. "Diese besondere Situation am Inn rührt daher, dass das Hochwasser eigentlich aus der Schneeschmelze hervorgegangen ist", sagte Niedertscheider. Dass dieses Schmelzwasser den Inn auf den Pegel eines 30-jährlichen Hochwassers oder sogar mehr anschwellen lässt, sei etwas "sehr Seltenes und haben wir in den Beobachtungen noch nie festgestellt".

Eine ähnliche Situation gab es laut dem Experten im Jahr 2008, wobei es hier nur eine Wasserführung über dem fünfjährlichen Hochwasser gegeben habe. Die Lage bleibe jedenfalls angespannt, "weil aus der Schweiz noch Wasser kommen wird und die Ötztaler Ache noch am Steigen ist. Diese Wassermengen kommen erst nach Innsbruck und dann weiter ins Unterland."

Wurzenpass in Kärnten nach Murenabgang wieder offen

Eine durch Unwetter ausgelöste Mure verlegte am Dienstagabend die Wurzenpass-Straße (B109) in Kärnten. Die Erdmassen verschütteten die Fahrbahn laut Polizei auf einer Länge von 300 Metern. Der Grenzübergang zu Slowenien wurde gesperrt. Die Feuerwehr war mit 20 Kräften im Einsatz. Starker Regen erschwerte die Aufräumarbeiten. Mittlerweile ist die Straße wieder passierbar. In der Kärntner Bezirkshauptstadt Villach sind am Mittwoch jedoch auch Teile eines Radweges entlang der Drau gesperrt worden.

Die Gewitter mit Starkregen und teilweise auch Hagel sorgten darüber hinaus nur vereinzelt für Feuerwehreinsätze. Laut Auskunft der Landesalarm- und Warnzentrale wurden im Bezirk Villach-Land Keller überflutet, die Gesamtzahl der Einsätze blieb aber im einstelligen Bereich.

Norditalien betroffen

Auch in Norditalien Überschwemmungen. Besonders betroffen war die Provinz Lecco, in der nach offiziellen Angaben fast 1.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden mussten. Lecco liegt am Comer See, an dem das Wasser über die Ufer trat.

Stellenweise wurden Uferstraßen für den Verkehr gesperrt, wie auch aus einer Mitteilung der Stadtverwaltung von Como hervorgeht. Im weiter nördlich gelegenen Dervio am Comer See sei ein Campingplatz evakuiert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. In der Provinz Brescia gab es laut Ansa auch Erdrutsche. Mehr als 70 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Über Verletzte wurde zunächst nichts bekannt. (ars, red, APA, 12.6.2019)