René Pollesch bei der Präsentation als designierter Intendant der Volksbühne Berlin am Mittwoch.

APA/dpa/Pedersen

Berlin – Die Gerüchte haben sich bestätigt: Der Theaterregisseur und Autor René Pollesch wird neuer Intendant der Berliner Volksbühne. Das kündigte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Mittwochvormittag an. Pollesch, 1962 in Hessen geboren, wird die Leitung mit der Spielzeit 2021/22 übernehmen.

Derzeit steht Klaus Dörr dem Haus interimistisch als geschäftsführender Direktor vor, nachdem der belgische Kurator Chris Dercon nach großem Tamtam und nur einer Spielzeit seinen Posten kurzfristig räumte. Dercon war als Nachfolger des langjährigen Volksbühne-Intendanten Frank Castorf, der das Haus ein Vierteljahrhundert geleitet hatte, heftige Kritik entgegengeschlagen. Nach Dercons Abgang hatte es auch Debatten über Auslastung und Finanzlage der Volksbühne gegeben.

Rückkehr eines Altbekannten

Mit René Pollesch kehrt ein Altbekannter an das Theater am Rosa-Luxemburg-Platz zurück. Hier hat der in Gießen ausgebildete Regisseur ab 2002 die Nebenspielstätte Prater im Stadtteil Prenzlauer Berg geleitet und nach seinem einschlagenden Triumph mit Heidi Hoh (1999) auch seine größten Regieerfolge gefeiert.

Pollesch schreibt die Stücke, die er inszeniert, selbst und darf sich Urheber der fantastischsten Stücktitel im deutschen Sprachraum rühmen: Du hast mir die Pfanne versaut, du Spiegelei des Terrors (2009) oder I love you, but I’ve chosen Entdramatisierung (2016).

Kürzlich in Wien

Pollesch arbeitet unter anderem auch in Stuttgart, Frankfurt, Hamburg oder Wien. Am Akademietheater hat er kürzlich die Festwochen-Koproduktion Deponie Highfield hinterlegt und vor wenigen Tagen ebenda den Arthur-Schnitzler-Preis in Empfang genommen. In Berlin inszenierte Pollesch zuletzt am Deutschen Theater Cry Baby mit Schauspielerin Sophie Rois und Black Maria.

Pollesch galt seit längerem als Kandidat für die Leitung der Volksbühne. Die Diskussionen um eine Erneuerung der kultisch verehrten Spielstätte in Prenzlauer Berg, die mit der Ablöse Frank Castorfs eingeleitet worden waren, finden nun mit einem Protagonisten dieser zurückliegenden Ära eine klare Antwort: So einfach ist ein Wandel nicht durchzusetzen.

Florentina Holzinger

Vielleicht wird ihn Pollesch sukkzessive einleiten. Mit Martin Wuttke, Kathrin Angerer und Sophie Rois will er bekannte Schauspieler an die Volksbühne zurückholen und mit den Choreografinnen Florentina Holzinger und Constanza Macras arbeiten. Vorläufig sind noch jene enttäuscht, die sich einen deutlicheren Generationenwechsel erhofft hatten. Und jene beglückt, bei denen das Ende der alten Volksbühne Entzugserscheinungen ausgelöst hat. (afze, APA, 12.6.2019