In Kuchl wurde für die seit Jahrzehnten überfällige Öffnung der Forststraße protestiert.

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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Trutzpartie machten auf ihre Forderung aufmerksam.

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Der Mountainbike-Guide und Demo-Organisator David Schäffler hat genug von sinnlosen Fahrverboten und fordert die Politik zum Handeln auf.

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Kuchl – Die Mountainbiker halten zusammen. Das stellten gut 100 Radlerinnen und Radler vergangene Woche im Salzburger Kuchl unter Beweis. Weil den lokalen Bikern dort nun schon im zweiten Jahr in Folge der Zugang zur einzigen legalen Mountainbike-Route in der Gemeinde verweigert wurde, hat man zur gemeinsamen Trutzpartie gerufen. Dabei werden die Räder über die für die Radler verbotenen Strecken geschoben.

Der Auslöser des Protests ist der interne Zwist einer örtlichen Weggenossenschaft. Einzelne der insgesamt 21 Genossenschafter vergönnen dem Wirt der Nesslangeralm – der ebenfalls Mitglied der Genossenschaft ist – offenbar sein Zubrot nicht. Daher verweigern sie nun schon das zweite Jahr in Folge die Duldung der Mountainbiker auf der Forststraße zur Alm. Die besagte Forststraße ist zugleich der einzige Zubringer zur wiederum einzigen legalen Mountainbike-Route in der Gemeinde. Legales Biken wird durch diese absurde Situation unmöglich gemacht.

Das Märchen vom Mountainbike-Land

Die Initiatoren der Trutzpartie, darunter auch der Verein Upmove, der seit Jahren für eine generelle Freigabe der österreichischen Forststraßen eintritt, sehen im Fall Kuchl ein Beispiel dafür, wie dringend es einer Gesetzesänderung bedarf. Denn Österreich ist nach wie vor der einzige Staat in den Alpen, in dem ein generelles Mountainbike-Verbot herrscht. Noch absurder ist, dass das Tourismusland Österreich sich dennoch mittels Zwei-Millionen-Euro-Werbekampagne als Urlaubsdestination für Mountainbiker inszeniert.

In der deutschsprachigen Bike-Szene gilt die Alpenrepublik längst als Lachnummer. Die rigorosen Verbote schrecken die meisten Bike-Urlauber ab, die ihr Geld lieber dort ausgeben, wo sie auch willkommen sind. Um genau das zu ändern, protestierten die Biker in Kuchl. Sie fordern endlich eine zeitgemäße Reform des Forstgesetzes. Das wurde 1975 erlassen, als es noch keine Mountainbikes gab, und verbietet Radfahrern die Nutzung des Waldes.

Politik resigniert und grenzt Biker aus

Unverständlich ist für den Organisator des Protests in Kuchl, David Schäffler, warum die Politik sich nicht für die Anliegen von mehr als 800.000 aktiven Mountainbikern in Österreich interessiert. Der ausgebildete Mountainbike-Guide hat im Vorfeld versucht, bei den politischen Entscheidungsträgern Gehör zu finden. Ohne Erfolg, wie er berichtet: "Die Politik resigniert immer noch vor ihren eigenen Gesetzen, die vor sehr langer Zeit, noch bevor es Mountainbikes gab, entstanden sind."

Angesichts des Unvermögens der Volksvertreter, die sich Großgrundbesitzern, die mit Vehemenz gegen eine Öffnung sind, offenbar mehr verbunden fühlen als Erholungssuchenden, haben Schäffler und seine Mitstreiter die Trutzpartie organisiert: "Denn genau das wollen wir endlich ändern. Mountainbiken soll in Österreich legal sein. Wo Forstmaschinen, Traktoren und Lkws fahren, kann der Radfahrer doch kein Problem sein." Man wolle niemanden "enteignen", stellt Schäffler klar, sondern die Radler "möchten einfach nur nicht per Gesetz ausgeschlossen sein".

Protest ist schon 30 Jahre alt

Wie wenig Verständnis die Politik für dieses Anliegen aufbringt, zeigte sich schon beim Protestmarsch in Kuchl. Denn daran nahm auch der Direktor eines Gymnasiums aus der Gegend teil, der schon vor 30 Jahren einen ganz ähnlichen Protest organisiert hatte. Matthias Meisl sammelte 1991 mehr als 9.000 Unterschriften, um eine Freigabe der Forststraßen für den einst noch jungen Mountainbike-Sport zu erreichen. Denn schon damals hagelte es für die Freizeitsportler Anzeigen von den Bundesforsten, wenn sie auf deren Wegen erwischt wurden.

Dass es wohl weiter eines langen Atems für die Radler bedarf, zeigten die Reaktionen auf den friedlich-fröhlichen Protest. So offenbarte der Präsident der Salzburger Landwirtschaftskammer, Rudolf Quehenberger, in einer Stellungnahme gegenüber den "Salzburger Nachrichten" bemerkenswerte Unwissenheit. Angesprochen auf die Forderung nach genereller Öffnung der Forststraßen, bemühte Quehenberger einmal mehr die alte und ebenso unrichtige Mär von der Haftungsfrage.

Tradieren widerlegter Falschinformationen

Er beklagte, dass die Grundbesitzer eben sensibler geworden seien, weil man "in einer Zeit der Vollkaskomentalität" leben würde. Komme nämlich ein Mountainbiker auf einem privaten Forstweg zu Sturz, so könne dieser den Grundbesitzer verklagen, meint Quehenberger. Das ist schlichtweg falsch, wie an dieser Stelle bereits dargelegt wurde. Und das sollte auch Quehenberger wissen. Doch die Geschichte vom Grundbesitzer, der wegen der Unbedarftheit eines Radlers vor Gericht landet und um seine Existenz gebracht wird, zieht eben nach wie vor.

Doch Ausdauer ist Voraussetzung, um die Berge per Fahrrad zu entdecken. Daher sind sich die Kuchler Mountainbiker mitsamt ihren Unterstützern einig: der Protest wird weitergehen. Immerhin stehen im September Nationalratswahlen an und es wird spannend, welche Partei es sich da erlauben kann, mehr als 800.000 potentielle Wähler von vornherein abzuschreiben. (Steffen Arora, 16.6.2019)