Graz – Der Steirische Herbst 2019 steht unter dem Motto "Grand Hotel Abyss" und betrachtet die persönliche Wohlfühlzone in unruhigen Zeiten. "Wir erzählen immer Geschichten, die in Graz verankert und gleichzeitig für die ganze Welt interessant sind", formulierte Intendantin Ekaterina Degot bei einer Pressekonferenz am Mittwoch ihren Anspruch. Der Großteil der Arbeiten entstand im Auftrag des Festivals.

Das Team ließ sich noch nicht wirklich in die Karten schauen, fürs Erste wurde vor allem die Künstlerliste präsentiert. Dazu gab es einen Ausblick auf die Eröffnung und einige Projekte. Der Titel, so die Intendantin, beziehe sich auf ein Zitat von Georg Lukacs, der mit "Grand Hotel Abgrund" in den 30er-Jahren das Lebensgefühl europäischer Intellektueller und Künstler vor dem heraufziehenden Faschismus beschrieb.

Das Festival startet am 19. September mit einer "abendfüllenden Extravaganza voller kulinarisch-ästhetischer Genüsse und ihren dunklen Kehrseiten", verhieß die Intendantin. Es beginnt im Landhaushof um 17 Uhr mit einer Polit-Oper von Zorka Wollny, später geht es weiter in den Congress. Dort gibt es Installationen und Performances von Cibelle Cavalli Bastos, Jakob Lena Knebl, Markus Pires Mata und der Grazerin Hanna Rohn. Die Berliner Experimentalvokalistin und Tänzerin Jule Flierl ist zu sehen, ebenso das Künstlerduo Elmgreen & Dragset. Den Abschluss bildet eine Lecture-Performance von Gernot Wieland über Österreich und seine Genusskultur, die vom isländischen Duo Erna Omarsdottir und Valdimar Johannsson choreografiert wird.

Historische Konflikte aufzeigen

Mit einigen Installationsprojekten möchte der herbst an verschiedenen Standorten historische Kontexte berühren und Konflikte aufzeigen. So wird im Palais Attems, dem ehemaligen Hauptquartier der britischen Besatzungstruppen und Sitz des Festivalbüros, eine Arbeit von Oscar Murillo zu sehen sein, die die Verfallsästhetik der Gegenreformation thematisiert. Im Grazer Künstlerhaus, dessen Entstehung und Baustil ebenfalls von der britischen Besatzung beeinflusst sein sollen, werden Filme von Jasmina Cibic und Jeremy Deller sowie Ian Hamilton Finlay gezeigt. Daniel Mann und Eitan Efrat gehen in ihrer Filminstallation im Forum Stadtpark der geheimen Geschichte der NS-Zeit über den therapeutischen Einsatz von radioaktivem Gas nach.

Dem Ruf des Festivals sind auch wieder zahlreiche heimische Kulturschaffende gefolgt, die das Programm durch performative Auftragsarbeiten abrunden. So lädt das Theater im Bahnhof auf den Hofbauermarkt in Eggenberg ein, wo es bei einem Spiel um den Teufelskreis der Armut geht. Choreograf, Regisseur und Kurator Michiel Vandevelde führt seine Auseinandersetzung mit Nazim Hikmets "Human Landscapes" fort.

Derzeit werden noch diverse Tourformate für Rundgänge erarbeitet, damit Interessierte bei ihren Parcours auch möglichst viel sehen können. Den Festivalspass wird es auch wieder geben, er ist zum Preis von 29 bzw. 23 Euro ab sofort erhältlich. (APA, 12.6.2019)